Arbeit braucht die richtige Umgebung
Loungeareas, Kicker, Großraumbüros mit Loftatmosphäre - mit der New Economy haben über die Jahre neue Modelle der Arbeitsplatzgestaltung Einzug gehalten. Manche Firmen verzichten inzwischen auf feste Arbeitsplätze für ihre Mitarbeiter und jeder sucht sich täglich einen neuen Schreibtisch, um seinen Job zu machen. So etwas wie den optimalen Arbeitsplatz scheint es nicht zu geben. Und doch gibt es für verschiedene Tätigkeiten und Konstellationen Rahmenbedingungen, die dabei helfen, dass Mitarbeiter sich in ihrer Arbeit optimal entfalten können. "Wenn es darum geht, Neues zu erschaffen, schnell zu sein, sich abzustimmen, dann müssen wir hinterfragen, ob die klassischen Büroformen überhaupt noch passend sind. Man sollte sich dabei aber nicht auf eine Dimension beschränken. Es ist nicht nur damit getan, die Räume umzugestalten oder neue Technologien bereitzustellen. Was brauchen Mitarbeiter, um ihre Arbeit gut zu erledigen, wie kann Zusammenarbeit gelingen? Das sind Fragen der Organisationsentwicklung", sagt der Arbeitsforscher Udo-Ernst Haner. Für ihn geht es darum, eine gute Mischung zu schaffen aus Einzelarbeitsplätzen, an denen genügend Ruhe herrscht für konzentriertes Arbeiten und aus offenen Meeting-Bereichen, die zum Austausch einladen. Das sei jedoch nicht allein eine Frage von Einrichtung und Gestaltung, sondern auch der weiteren Arbeitsatmosphäre und Kultur in Unternehmen. "Die Unternehmen müssen sich mehr und auch strategische Gedanken machen. Früher war es nur entscheidend, genügend Arbeitsplätze in einer Fläche unterzubringen und einen gewissen Kostenrahmen nicht zu sprengen. Heute erkennt man, dass die Arbeitsumgebung die zukünftige Arbeitsweise und Unternehmenskultur unterstützen muss. Das ist nicht komplizierter, sondern räumlich vielfältiger als die herkömmliche Monostruktur. Es bedeutet in vielen Fällen aber auch, dass man den Mitarbeitern mehr Autonomie bezüglich Arbeitsort und Arbeitszeit gewähren muss. Bei der Einführung neuer Arbeitsweisen spielen die Führungskräfte eine zentrale Rolle, sie sind Vorbild und Multiplikatoren. Sie bestimmen den Grad der Autonomie, das Maß an Vertrauen und die Art der Unternehmenskultur in der Organisation. Und dass sich Autonomie positiv auf das Wohlbefinden, die Motivation und die Performance der Mitarbeiter auswirkt, haben Studien immer wieder gezeigt", so Haner.
"Großraum hat ausgedient", FAZ 27.11.17