Den Kapitalismus reformieren
Die taz spricht in meinem Interview mit dem ehemaligen Banker Edgar Most über Perspektiven eines reformierten Kapitalismus. Most war zu DDR-Zeiten Vizepräsident der DDR-Staatsbank und nach der Wende Chef der Deutschen Bank in Berlin. Der erfahrene Banker plädiert für einen dritten Weg zwischen Staatssozialismus und Marktkapitalismus. Most sieht eine grundlegende Verantwortung des Staates für das Funktionieren der Wirtschaft, warnt jedoch vor Überregulierung. "Man muss den Kapitalismus revolutionieren", sagt er und fordert, dass strategisch wichtige Wirtschaftsbereiche vom Staat kontrolliert werden, die Wirtschaft jedoch weiterhin nach Prinzipien des Wettbewerbs funktionieren müsse. Dafür braucht es laut Most vor allem Zivilcourage, um weder den einseitigen Interessen der Kapitaleigner Vorrang einzuräumen noch in Überregulierung zu verfallen. Der frühere Banker plädiert auch für eine stärkere Erforschung alternativer und regionaler Währungssysteme, die durch ihre Verankerung in der lokalen Realwirtschaft viel weniger krisenanfällig sind.
"Das Krebsgeschwür der Gesellschaft", taz 14.4.2009