Die Anderen sind meist geistig unsere Gegner
Wenn es darum geht, Aussagen zu bewerten, lassen wir bei weitem nicht immer allein den gesunden Menschenverstand walten. Eine britische Studie zeigt eindrücklich, wie stark unsere Bewertung davon abhängig ist, was wir vom Urheber eines Statements halten. Die Wissenschaftler legten verschiedenen Personengruppen Statements und Aphorismen vor und fragten danach, ob diese richtig oder falsch, zustimmungswürdig oder eher ablehnenswert seien. Gleich, um welches Themenfeld es ging, beispielsweise Politik oder Religion, die Zustimmung oder Ablehnung der Probanden hing wesentlich damit zusammen, ob die Person, der eine Äußerung zugeschrieben wurde, dem "eigenen Lager" entstammte oder nicht. Atheisten widersprachen vehement vermeintlichen Bibelaussagen, während sie diesen, sobald sie ihnen als Aphorismen griechischer Philosophen verkauft wurden, wesentlich öfter zustimmten. Bei politischen Themen bestimmte die politische Ausrichtung des Thesengebers das Urteil mehr als der Inhalt des Gesagten. "Es geht also vor allem darum, wie die Zitate gelabelt sind, und nicht darum, was sie aussagen", so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler.
Die andere Seite hat niemals recht, SZ 11.9.18