Die dunklen Seiten hoher Identifikation mit dem Arbeitgeber
Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass eine hohe Identifikation mit dem Arbeitgeber positive Folgen hat. Die Mitarbeiter fühlen sich wohl, arbeiten engagiert, oft zeigen beliebte Arbeitgeber auch eine überdurchschnittliche Performance. Nun haben Wissenschaftler der Colorado-State-Universität 40 Studien zum Thema genauer unter die Lupe genommen - und dabei herausgefunden, dass besonders große Verbundenheit im Job auch deutlich erkennbare dunkle Seiten hat. So neigen besonders commitete Angestellte leichter dazu, Verfehlungen des Unternehmens zu ignorieren - oder sogar selbst unethisch zum Wohle der Firma zu handeln. Änderungen im Unternehmen führen bei sehr verbundenen Mitarbeitern leicht zu einer "Bedrohung ihrer Identität". Wird die Verbundenheit zur Gemütlichkeit, leiden auch Leistung und Kreativität, da Mitarbeiter leicht in bestehenden Strukturen gefangen sind, ohne diese noch sehen zu können. Die Verbundenheit nach Innen könne außerdem in eine stärkere Abgrenzung nach Außen münden oder gar in Misstrauen gegenüber anderen Firmen und Feinddenken gipfeln. Und gerät das eigene Unternehmen in Schwierigkeiten oder unter Beschuss, leiden die sehr treuen Mitarbeiter besonders stark. Gewinnt der Job im Leben eine zu große Bedeutung, könne das Wohlbefinden leiden, weil es zu Konflikten, beispielsweise mit dem Partner, komme. Selbst im Traumjob und bei aller Liebe - es kann nicht schaden, das eigene Arbeitsumfeld nicht nur aus emotionaler Eingebundenheit heraus wahrzunehmen, sondern die Dinge auch mit wachem Verstand zu betrachten.
Zu viel Identifikation mit der Firma schadet, WiWo 27.1.17