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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Die Ironie der Freiheit

Freiheit ist ein in modernen Gesellschaften viel bemühtes Gut. Und gerade in der Diskussion darüber, wie wir am besten mit der Pandemie umgehen können, wird sie von vielen ins Feld geführt, die sich durch staatliche Vorgaben in ihrer Lebensweise eingeschränkt fühlen. In einem Kommentar in der taz analysiert die Autorin Isolde Charim, wie hier ein in ihren Augen eigentlich bereits pervertierter Freiheitsbegriff bemüht werde. "Auf Freiheit lässt sich nicht mehr einfach so sich berufen. Es ist ja keine Neuigkeit, dass die ökonomische Freiheit alle Freiheitsvorstellungen usurpiert hat, diese umdefiniert hat. Zur freien Konkurrenz. Der Neoliberalismus hat seine Interpretation von Freiheit durchgesetzt, und das heißt: Er hat die Freiheit zu dem gemacht, was uns unterwirft", meint sie. Und deutet das Aufbegehren mancher Demonstranten als Verinnerlichung dieser Unterwerfung. Ihre Folgerung: "Gerade so ein überzogener „Freiheitsdrang“ vollzieht die Vorgaben des Neoliberalismus. Das absurde, auf die Spitze getriebene Hochhalten ihrer persönlichen Freiheit deckt sich haargenau mit den Anforderungen einer durchliberalisierten Ökonomie und deren reduzierten Staates. Kurzum: Dies ist die Rückkehr der neoliberalen Botschaft in verkehrter Form." Vielleicht wäre es in diesem Diskurs auch ein Beitrag, einmal andere Modelle von Freiheit wieder in die Wahrnehmung zu rücken. Nicht die persönliche Freiheit, von der ich meine, sie entbinde mich von allen Verantwortlichkeiten. Die Freiheit, für ein größeres Ganzes da sein zu können, wäre sicher ein guter Kandidat, zumal sie das Gemeinwesen als Ganzes wieder erfahrbarer macht - von dem der Staat ein nicht unwesentlicher Teil ist. Freiheit als eine Art Gemeingut schafft eine tiefere Integration, denn dann können wir auch wahrnehmen, wie unsere eigene Freiheit immer auch die derer ist, die vor dem Virus besonders geschützt werden sollten.
Freiheit für die Unterwerfung, taz.de 21.9.20

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