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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Empathie als neues Leitbild für die Wirtschaft

Mit seinem neuen Buch "Die empathische Zivilisation" legt der amerikanische Soziologe Jeremy Rifkin den Daumen in die Wunde von Kapitalismus und Globalisierung. Dem neoliberalistischen Egoismus-Diskurs hält er die über die Jahrhunderte immer mehr gewachsene Empathiefähigkeit des Menschen entgegen und kritisiert, dass die gegenwärtig vorherrschende Selbstbezogenheit vieler Kulturen auch an der Ausrichtung ihrer tragenden Systeme liege. "Die Ergebnisse der Hirnforschung belegen: Menschen sind darauf ausgelegt, empathisch zu sein und einen starken Sinn für Zusammenhalt zu entwickeln. Nur wenn diese Triebe von Eltern, Schule und Kultur blockiert werden, nehmen Aggression und Gewalttätigkeit überhand", so Rifkin. Für den Soziologen zeigt sich deshalb eine neue Konfliktlinie, die die Wirtschaft und die Art und Weise, wie wir leben, in den kommenden Jahren deutlich verändern könnte: "Nämlich die zwischen den Vertretern des alten, zentralisierten, hierarchischen und autoritären Denkens und jenen, vornehmlich aus der jüngeren Generation, die dezentralen, kooperativen Ansätzen folgen und „open sources“, also gemeinschaftlich nutzbare Güter herstellen wollen. Sie treiben eine dritte industrielle Revolution voran, die ein neues soziales Modell von Marktwirtschaft bringt. Zusammenarbeit und geteilte Güter, Millionen junger Leute leben das schon heute und in aller Welt." Im Interview wirft der Tagesspiegel Rifkin vor, allzu idealistisch zu argumentieren und fragt, ob seine Erkenntnisse in dem Rat gipfeln, alle sollten nett zueinander sein. Rifkin kontert mit dem Verweis auf einen notwendigen Umbau des Systems: "Nein, ich erkläre zum Beispiel, welch enorme Bedeutung der Umbau des Ausbildungssystems für den nötigen Bewusstseinswandel hat. Ich kündige an, dass es mit den Ministern für Erziehung und Bildung so sein wird wie früher mit den Umweltministern: Erst kennt sie kaum jemand, dann rücken sie plötzlich ins Zentrum der Politik." Verglichen mit dem momentanen Stand des Bewusstseins-Mainstreams ist Rifkins Perspektive sicherlich idealistisch oder auch visionär - allerdings: Sein Buch untermauert mit hervorragenden Beispielen, wie die bisherige wirtschaftliche Entwicklung immer auch von einer Zunahme des empathisch motivierten Handelns getragen wurde - eine Tendenz, die der Neoliberalismus leider nur allzu oft ignoriert.
"Ich habe mich mit vielen angelegt", Tagesspiegel 28.2.10

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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