In den Augen der Biologin Carola Kleinschmidt tragen viele Chefs durch unbedachte Führung dazu bei, ihre Mitarbeiter in eine Stressspirale zu treiben. Wenn Vorgesetzte ihre Untergebenen dazu auffordern, Gas zu geben, oder davor warnen, dass Abteilungen geschlossen werden müssen, wenn Umsatzziele nicht erreicht werden, erzeugen Druck, der weit über das angesprochene Thema hinausreicht. "Das heißt ja übersetzt: Ihr verliert möglicherweise eure Arbeitsplätze. Damit produzieren Unternehmen schlechte Gefühle. ... Man möchte, dass die Leute ihre Aufgaben gut erledigen und hält es für ein bewährtes Erfahrungswissen, Druck zu erzeugen. Das ist ein Führungsfehler. Was Chefs nicht klar ist, dass Menschen dadurch in die Stressspirale rutschen.Wer solchen Druck erzeugt, der kann von seinen Mitarbeitern nicht erwarten, dass sie konzentriert ein neues Computerprogramm erlernen oder kreative Ideen entwickeln. Denn diese Fähigkeiten hat man nur in positiver Stimmung, wie die neueste Emotionsforschung zeigt. Die Sorge um den Arbeitsplatz ist außerdem allgegenwärtig. Denn unser Gefühlshaushalt funktioniert nicht punktuell. Die Angst, dass die Abteilung geschlossen werden könnte, bleibt nach Feierabend", erklärt Kleinschmidt. Mit Achtsamkeitstrainings oder ähnlichen Maßnahmen lasse sich im Nachhinein kaum gegensteuern, denn: "Das neue Modewort Gelassenheit sollte man kritisch betrachten. Wer besser mit Stress umgehen möchte, braucht vor allem Selbsterkenntnis und Selbstbewusstsein. Daraus kann echte Gelassenheit entstehen. Aber das bedeutet meist eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst. Es ist nicht so einfach, die Angst, dass man nicht genug leistet, abzustreifen", so Kleinschmidt.
Die German Angst schlägt wieder zu, FAZ 5.1.15
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