Gerechte Umstände fördern das Glück
Glück kann man nicht "machen", die Lebenszusammenhänge eines Menschen und seine Möglichkeiten, diese zu gestalten, können jedoch das Glücksempfinden fördern. Der Glücksforscher Stefan Klein erklärt diese Zusammenhänge in einem Interview mit der Rheinischen Post wie folgt: "Glück hat wesentlich damit zu tun, wie stark der Zusammenhalt in einer Gesellschaft ist. Denn es kommt darauf an, wie sehr die Menschen das Gefühl haben, dass sie auf die Gestaltung ihrer Umgebung Einfluss nehmen können. Neurobiologische Untersuchungen legen nahe, dass das Gefühl, ohnmächtig zu sein, ein schlechtes ist, das sogar krank machen kann." Kritiker weisen in der aktuellen wirtschaftspolitischen Diskussion immer wieder darauf hin, dass das immer stärkere Auseinanderklaffen der Löhne von Niedrig- und Spitzenverdienern für die gesellschaftliche Entwicklung problematisch ist, selbst wenn sich die Lebenssituation der Menschen am unteren Ende der sozialen Leiter im Laufe der letzten Jahre verbessert haben. Dieser These stimmt Glücksforscher Klein zu, wenn er sagt: "Der Zusammenhalt einer Gesellschaft ist ein Wert an sich, der in der Tat Menschen zufriedener macht. Man hört ja oft das Argument, dass, wenn der eine in einem Land 12 Millionen, der andere aber nur 12.000 Euro jährlich verdient, dann sei das doch überhaupt kein Problem, weil der Wohlhabendere dem Ärmeren ja nichts wegnehme und noch dazu hohe Steuern zahle. ... Es mag gute Gründe für unterschiedliche Einkommen geben. Aber Untersuchungen zeigen sehr klar, dass die Lebenszufriedenheit aller Bürger sinkt, wenn sich die Lebensverhältnisse in einer Gesellschaft zu weit voneinander entfernen. Und dass eine Gesellschaft gut beraten ist, bei solchen Entwicklungen gegenzusteuern. Das hat auch damit zu tun, dass Menschen so etwas haben wie einen angeborenen Gerechtigkeitssinn."
"Glück braucht Gerechtigkeit", RP 28.3.2008