Grundeinkommen eröffnet Freiheitsräume
Die Zeit hat in einem sehr interessanten Beitrag drei Gewinner eines Jahres-Grundeinkommens in Höhe von 1.000,- Euro monatlich befragt, was dieser unerwartete Geldsegen für sie und ihre Lebensgestaltung bedeutet. Bei allen Dreien handelte es sich um Menschen in sozialen Umbruchphasen, die Dank dieses finanziellen Spielraums wesentliche Weichen in ihrem Leben wie Berufswechsel oder -einstieg neu stellen konnten. An den Geschichten fällt auf, dass es sich um Übergänge handelt, für die das Sozialsystem bisher keine niedrigschwelligen Formen der Unterstützung vorsieht. Sicher besteht die Möglichkeit, im absoluten Notfall Hartz IV zu beantragen. Doch das bringt Menschen, die schon eine konkrete Gestaltungsabsicht haben und nur für eine überschaubare Zeit etwas konkrete Hilfe benötigen, in eine Maschinerie, die ihren eigenen Gesetzen folgt. Es stimmt nachdenklich, wie schnell man, wenn man keine größeren finanziellen Reserven hat, hierzulande (und wahrscheinlich überall auf der Welt) gleich an der Kante, vor einem Abgrund steht. Denn Eigeninitiative allein hilft wenig, wenn doch so vieles ganz real am Geld hängt. In den Gesprächen mit den Gewinnern zeigt sich auch der immense soziale Druck, der dadurch entsteht - und die Erleichterung, die mit einem ganz konkreten Tatendrang verbunden ist, wenn man das eigene Schicksal in die eigenen Hände nehmen kann, ohne abhängig zu sein. Das ist wirkliches Humankapital, verglichen mit dem Beitrag vom Montag.
"Ich habe geheult vor Erleichterung", zeit.de 16.9.17