In der Krise über sich hinauswachsen
Wohl jeder hat in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, irgendwann innerlich mürbe zu werden über all den Herausforderungen und Beschränkungen, die mit der Pandemie verbunden sind. Der Psychotherapeut Andreas Knuf bringt jedoch auch eine positive Dimension dieser Situation ins Gespräch, nämlich die Tatsache, dass es gerade überwältigende Umstände wie diese sind, die uns auch Handlungen befähigen, an die unter normalen Umständen nicht zu denken wäre. "Das Loslassen ist alles andere als einfach. Gerade in einer von Optimierung und Selbstoptimierung geprägten Gesellschaft sollen die Dinge so laufen, wie wir sie gerne hätten. ... Doch die aktuelle Situation zeigt auf eine eindrückliche Weise: Wenn es darauf ankommt, sind wir zur Akzeptanz und anderen wünschenswerten Qualitäten durchaus in der Lage. Wir haben diese Fähigkeit noch, sie ist uns nicht durch zunehmende Egobezogenheit und Optimierungswahnsinn abhandengekommen", schreibt er in Psychologie heute. Für Knuf führt das Erleben zerbrechender Sicherheiten dazu, wieder Dankbarkeit empfinden zu können für das, was dennoch möglich ist. "Das Rettende liegt nämlich nicht im Außen, sondern in Krisensituationen zeigen sich unsere Fähigkeiten, mit Belastungen zurechtzukommen. Wenn es wirklich darauf ankommt, sind wir zu Verhaltensweisen in der Lage, zu denen wir im Alltag keinen Zugang haben", folgert er.
Schnellkurs im Loslassen, Psychologie heute 4.12.20