Nur vier Tage Arbeit - in Belgien bald eine Möglichkeit für viele
Je hektischer die Zeiten, umso schwieriger wird es mit der Work-Life-Balance. Wer sich noch erinnert, wie vergleichsweise ruhig und gediegen die Arbeitswelt noch vor wenigen Jahrzehnten war, kann nachvollziehen, dass vielen Beschäftigten eine Fünf-Tage-Woche selbst mit Bürojob immer öfter zu viel wird. Belgien prescht nun mit einem neuen Gesetz vor. So sollen Beschäftigte künftig, in Abstimmung mit dem Arbeitgeber, die Möglichkeit haben, flexibler zu arbeiten. Ein Modell gibt Angestellten das Recht, ihre Wochenarbeitszeit künftig auf vier Tage aufzuteilen und an diesen mehr zu arbeiten, um den fünften Werktag freizunehmen. Mit Blick auf getrennt erziehende Eltern, die häufig die Kinder wochenweise aufteilen, soll es auch im Hinblick auf die Arbeitswochengestaltung mehr Flexibilität geben. So können Beschäftigte in einer Woche bis zu 45 Stunden arbeiten, in der anderen dann mindestens 31 Stunden. Vor einiger Zeit bereits hatte Island einen erfolgreichen Modellversuch zur Vier-Tage-Woche abgeschlossen, mit Arbeitszeitverkürzung und bei vollem Lohnausgleich - und konnte überraschende Produktivitätszuwächse bei deutlich gestiegenem Wohlbefinden der Beschäftigten verzeichnen. Man kann gespannt sein, wie diese Entwicklungen weitergehen. Weniger arbeiten würden sicherlich viele gerne, doch bleibt es auch für die meisten leider weiterhin ein tief gehegter Wunsch, zumindest wenn das Einkommen auf einer bestimmten geleisteten Stundenzahl beruht.
Belgien schafft Anspruch auf Viertagewoche, FAZ 16.2.2022