Wenig zu schlafen, gehört mit zu den Grundlagen einer auf die Spitze getriebenen Leistungskultur. Mediziner warnen jedoch immer wieder vor den gesundheitlichen Auswirkungen, die dauerhafter Schlafmangel haben kann, denn er leistet verschiedenen Erkrankungen Vorschub und kann das Leben verkürzen. Von der nachlassenden geistigen Leistungsfähigkeit permanent Übermüdeter einmal ganz zu schweigen. Eine neue Studie zeigt nun, dass sich der werktägliche Schlafmangel zumindest bedingt durch längeres Schlafen am Wochenende ausgleichen lässt. Eine Studie wertete dazu die Daten von 44.000 Menschen aus. Sie gingen von einer optimalen Schlafdauer von sieben Stunden aus. Unter 65-Jährige, die jede Nacht fünf Stunden oder weniger schliefen, zeigten demnach ein höheres Sterberisiko als die Ausgeschlafenen. Diese Folge konnte von jenen vermieden werden, die am Wochenende einfach länger schliefen. Auch zu langes Schlafen tut anscheinend nicht gut, denn die Langschläfer, die jede Nacht auf mehr als neun Stunden Schlaf kamen, waren ebenfalls von einem erhöhten Sterberisiko betroffen. Wochenend-Kompensationsschläfer seien allerdings gewarnt. "Der Schlaf kürzer als sechs Stunden geht schon nach einer Nacht aufs Gemüt", so Ingo Fietze, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité. Einen weiteren Kommentar von ihm finde ich eher unglücklich, denn er sagt auch, dass die gesunde Schlafdauer von sieben bis siebeneinhalb Stunden pro Nacht heute für viele Arbeitnehmer nicht realistisch sei. Das mag stimmen, aber im Kontext dieser Studie ist es auch eine Einladung, sich einfach kritiklos den äußeren Zwängen zu beugen anstatt mehr danach zu fragen, wie wir ein Leben können, in dem unsere menschlichen Basisbedürfnisse nicht zu kurz kommen.
Schlafmangel lässt sich am Wochenende ausgleichen, Zeit online 27.5.18
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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