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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Spiritualität als Ausweg aus dem Konsumismus

Der amerikanische Kommunitarist deutscher Herkunft Amitai Etzioni, dem für sein Lebenswerk im Dezember der von der Identity Foundation, Düsseldorf, ausgelobte Meister Eckhart Preis verliehen wird, beschreibt in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung ein interessantes Dilemma der gegenwärtigen Wirtschaft und einen nicht minder spannenden Ausweg. Laut Etzioni liegt eines der Urprobleme des Wirtschaftssystem, das mithin auch zur gegenwärtigen Krise geführt haben dürfte, darin, dass eine Mehrzahl der Menschen krampfhaft versucht, höhere menschliche Bedürfnisse auf der Konsumebene zu befriedigen. In Anlehnung an die Maslowsche Bedürfnispyramide zeigt Etzioni, dass die materiellen Bedürfnisse - zumindest in den meisten westlichen Gesellschaften - längst befriedigt sind. Doch anstatt sich nun der Sinnfrage zuzuwenden, für die, wenn das Individuum nicht mehr genötigt ist, seine Grundbedürfnisse im täglichen Überlebenskampf abzusichern, nun mehr Raum währe, versucht eine Mehrheit der Menschen die durchaus wahrgenommenen Sinndefizite auf einer niedrigeren Ebene durch Konsum zu kompensieren. "Zu einem obsessiven konsumistischen Umgang mit Gütern und Dienstleistungen kommt es, wenn man versucht, mit ihrer Hilfe höhere Bedürfnisse zu befriedigen", konstatiert Etzioni. Das Problem: Durch Reaktionsweisen wie diese wird eine fast unendliche Konsumspirale angetrieben, da es schlicht nicht möglich ist, dem Urbedürfnis nach Transzendenz auf der materiellen Ebene gerecht zu werden. So verdeutlichen zahlreiche Studien über kapitalistische Gesellschaften, dass das wahrgenommene Glück gerade nicht proportional zu den materiellen Möglichkeiten einer Gesellschaft wächst. Für den Wissenschaftler ist deshalb die Frage entscheidend, was ein gutes Leben überhaupt ausmacht. Hier bringt er die Spiritualität ins Spiel, da sie die Dimension ist, in der der Mensch Sinn und Erfüllung finden kann, die auf der materiellen Ebene in dieser Form gerade nicht erreichbar sind. "Zu den transzendenten Zielsetzungen gehören spirituelle Interessen im weitesten Sinne einschließlich religiöser, kontemplativer und künstlerischer Betätigungen. Ein Leben, das Raum für fortgesetzte Bildung, für Reflexion, Meditation, Musik und andere Ausdrucksmöglichkeiten lässt, führt nach Ansicht Maslows zur Selbstverwirklichung. Wenn eine Gesellschaft die Konsumorientierung überwindet und sich der Befriedigung höherer menschlicher Bedürfnisse mit gemeinschaftsorientierten und transzendenten Zielsetzungen zuwendet, können sich die meisten oder sogar alle ihre Mitglieder am ehesten an solchen Projekten beteiligen", sagt Etzioni.
Eine florierende Gesellschaft, FAZ 29.8.2009

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