Verzicht ist Freiheit, Mangel lässt uns ohnmächtig sein
Der Shutdown hatte für viele Menschen etwas Erleichterndes. Endlich einmal Zeit, weil viele Alltäglichkeiten einfach weggefallen sind. In der Philosophiegeschichte taucht der Rückzug immer wieder als produktiver Zustand auf. Ein Beitrag des Philosophie Magazins zeigt jedoch auch: Es macht einen großen Unterschied, ob dieser Verzicht (beispielsweise auf Kontakte oder Ablenkungen) selbst gewählt ist oder uns aufgezwungen wirkt. Die Isolation aus freien Stücken können wir als Freiheit erleben und das nicht nur aufgrund der vielleicht positiven Erfahrungen, die wir damit machen, sondern auch, weil wir den Zustand jederzeit wieder beenden können, also die Kontrolle über die Situation haben. Sind wir hingegen durch äußere Zwänge auf uns selbst zurückgeworfen, erleben wir eine analoge Situation vielleicht eher als Mangel und dies vor allem, weil wir an ihr nichts ändern können und ihr ohnmächtig ausgeliefert sind. Vielleicht ist es auch einfach eine Frage, wie viel inneren Widerstand wir dem, was (unvermeidlich) ist, entgegenbringen. Denn auch, wenn wir Umstände nicht frei wählen können, ist es uns natürlich möglich, sie zu akzeptieren - dann öffnet sich unsere Wahrnehmung vielleicht auch für die guten Seiten, die damit verbunden sein könnten.
Isolation als Kontrollverlust, Philosophie Magazin 22.5.20