Waldgeräusche entstressen
Im Kampf gegen den Stress scheint heutzutage wirklich jedes Mittel recht zu sein. So wirkt zumindest eine Studie des britischen National Trust auf mich. 600 Probanden wurden Aufnahmen von Waldgeräuschen, einer angeleiteten Meditation oder reiner Stille ausgesetzt und die Wissenschaftler befragten sie anschließend zu ihrem Stressempfinden. Bei den Teilnehmenden, die das Rascheln von Blättern und Vogelgezwitscher gehört hatten, sank der wahrgenommene Stresslevel um 30 Prozent und sie berichteten auch, sich weniger sorgenvoll zu fühlen. Die Meditation war im Hinblick auf die Stressreduzierung sogar noch etwas wirksamer. Sicher, es ist toll, solch einfache Mittel zur Verfügung zu haben, um sich nicht im Stress zu verlieren. Ich frage mich allerdings schon, ob es längerfristig auch seelisch gesund ist, im Notfall einfach zu einer Audiokonserve zu greifen, um sich in ein paar Minuten wieder runterzufahren. Naturerleben wirkt in so vielen Dimensionen, dass es durchaus hilfreich sein kann, wirklich mal rauszugehen. Auch die Tatsache, dass das Meditieren sich in der Studie als noch "wirksamer" erwiesen hat, tröstet mich da nur bedingt, zumindest wenn es unter schlicht funktionalistischen Gesichtspunkten angepriesen und praktiziert wird. Meditation ist oder kann zumindest auch eine Lebenseinstellung sein - und zwar eine, die auch außerhalb der Zeiten, in denen man formell meditiert, wirkt. Weil man dadurch einen anderen Blick auf das und einen anderen Stand im Leben kultiviert.
Waldgeräusche entspannender als Meditieren, Deutschlandfunk 13.9.19