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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Wenn der Fortschritt zur Zeitbombe wird

Die Weltlage scheint immer stürmischer zu werden. Die Politik ist hauptsächlich damit beschäftigt, nach den Regeln und Normen der Vergangenheit zu handeln. Doch hilft eine Politik der Abschottung und Grenzziehung wirklich dabei, Themen wie die Flüchtlingsproblematik, Klimawandel und globale Ungleichheit angemessen anzugehen? Wichtige inhaltliche Impulse zu Themen wie diesen - und vor allem auch einem radikalen Umdenken - kommen gegenwärtig eher von Wissenschaftlern, die bereits ein Gespür dafür entwickelt haben, dass nationale Alleingänge und Klientelpolitik keine Auswege bieten, sondern die Lage eher noch verschlimmern. Der Wachstumskritiker Nico Paech und der Astrophysiker Stephen Hawking scheuten sich nicht, in ihren jüngsten Statements darauf hinzuweisen, dass wir alle in unterschiedlicher Weise zum gegenwärtigen Krisenmix beitragen - und demzufolge auch Lösungen nur in größeren, gemeinsamen Räumen entstehen können, aus einem Bewusstsein, dass eben doch alles und alle irgendwie miteinander verbunden sind. Wachstumskritiker Nico Paech skizziert in der Zeit, wie der übertriebene Konsumismus des Westens weltweit Begehrlichkeiten weckt, die nicht zu erfüllen sind. Für ihn sind die aktuellen Entwicklungen nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern der Menschenwürde: "Zwei typische Reaktionsmuster der Entwürdigten halten Europa in Atem. Zum einen werden religiöse Traditionen radikalisiert. Sich von den 'gottlosen' Modernisierern abzugrenzen und diese als Feinde zu bekämpfen, scheint identitätsstiftend zu sein, weil sich daraus ein heroisches Selbstwertgefühl ableiten lässt. Zum anderen verlassen immer mehr Menschen ihre Heimat, um ins vermeintliche europäische Paradies zu gelangen. Sie folgen dem Versprechen, dort übergangslos das Leben der Fortschrittlichen imitieren zu können. ... Aber globale Gerechtigkeit kann weder ein Unterfangen der kulturellen Homogenisierung sein, noch kann sie allein auf ökonomischer Ebene erreicht werden. Nicht der Süden wäre zu 'entwickeln', sondern der Norden müsste materiell abgerüstet werden. Nur so kann er dem Süden ein Stück Würde zurückgeben, ohne unerfüllbare Träume zu wecken. Eine bloße Übertragung des European Way of Life – ganz gleich ob durch internationalen Handel, Entwicklungspolitik oder Einwanderung – kann nur im ökologischen Fiasko enden." Stephen Hawking argumentiert in ähnliche Richtung: "Die globale Ausbreitung des Internets und der sozialen Medien hat eine unbeabsichtigte Konsequenz: Wie krass die Ungleichheiten sind, ist heute wesentlich offensichtlicher als früher. Ganz gleich, wie arm man ist, solange man ein Telefon mit Internetanschluss hat, kann man das Leben der reichsten Menschen in den wohlhabendsten Teilen der Welt bestaunen. Und da heute im Afrika südlich der Sahara mehr Menschen über ein Smartphone als über Zugang zu sauberem Wasser verfügen, bedeutet das über kurz oder lang, dass niemandem auf unserem immer voller werdenden Planeten diese Ungleichheit entgeht. ... Aus all dem ergibt sich für mich, dass wir dringend enger zusammenarbeiten müssen, als das je in der Menschheitsgeschichte nötig war. ... Dazu müssen wir die Schranken innerhalb und zwischen den Nationen abbauen und nicht noch verstärken. Wenn wir uns die letzte Chance bewahren wollen, bleibt den führenden Entscheidungsträgern dieser Welt nichts anderes übrig, als anzuerkennen, dass sie versagt und die Mehrheit der Menschen im Stich gelassen haben. Die Ressourcen konzentrieren sich immer mehr in den Händen weniger, weshalb wir lernen müssen, weit mehr als bisher zu teilen. Das ist machbar. In Bezug auf die Spezies Mensch bin ich ein ungeheurer Optimist. Aber die Eliten – von London bis Harvard, von Cambridge bis Hollywood – sollten aus den vergangenen Monaten ihre Lehren ziehen. Vor allem müssen sie sich ein gewisses Maß an Demut und Bescheidenheit aneignen", so Hawking.Der zerstörereische Traum vom Frotschritt, Zeit online 3.1.17
"Gefährlichster Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte", IPG 6.1.17

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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