In der deutschen Wirtschaft werden pro Jahr rund 66 Milliarden Stunden entlohnter Arbeit geleistet, was einer Wirtschaftsleistung von 2,54 Billionen Euro entspricht. Eine beeindruckende Zahl - doch eigentlich nur die Spitze eines Eisberges. So hat die Welt am Sonntag auf Basis der Zahlen des statistischen Bundesamtes errechnet, dass allein Frauen pro Jahr 54 Milliarden Stunden an unbezahlter Arbeit leisten - rechnerischer Gegenwert: mehr als eine Billion Euro. Insgesamt werden in Deutschland pro Jahr 89 Milliarden Stunden unbezahlter Arbeit pro Jahr geleistet. Im offiziellen Denken ist das bisher ein einziger blinder Fleck. Zwar wird gerne darüber gesprochen, dass Tätigkeiten wie Kindererziehung, Haushalt oder die Pflege von Angehörigen erleichtert werden müssten und mehr Anerkennung erfahren sollten. Diese eher "weiche" Betrachtung blendet indes etwas wesentliches aus, nämlich, dass all diese unbezahlten, gerne als "reproduktiv" bezeichneten Tätigkeiten eine wesentliche Voraussetzung dafür schaffen, dass die bezahlte Arbeit überhaupt erst möglich wird. Rein ökonomisch betrachtet, müsste man dieses Engagement als "Kosten" betrachten, doch weil die ökonomische Logik gerade dies nicht tut, werden wesentliche Aktivitäten, die den Fortbestand einer Gesellschaft und Kultur sicherstellen, unter "ferner liefen" an die Ränder der Wahrnehmung verbannt. Damit bekommt unsere Lebenswelt eine deutliche Schlagseite. Und dies nicht nur, weil der Wert der von Frauen geleisteten unentgeltlichen Arbeit in der hier gezeigten Berechnung so deutlich niedriger angesetzt wird als die "produktive" bezahlte Arbeit.
Hausarbeit von Frauen mehr als eine Billion Euro wert, welt.de 13.5.17
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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