Wo verläuft die Grenze zum Psycho-Quatsch?
Spiegel online beleuchtet in einem Interview mit dem Personalmanager Viktor Lau zwielichtige Angebote des Coaching-Marktes. Manager, die Führung mit Pferden üben, typologische Tests, mit denen Personal glauben, etwas über ihre Mitarbeiter zu erfahren, oder auch fast schon therapeutische Settings in Firmenweiterbildungen – viele dieser Angebote hält Lau schlicht für „Management-Esoterik“. Er warnt vor nicht wissenschaftlich validierten, fragwürdigen Methoden, vor zu therapeutischen Interventionen in der Beratungsarbeit und vor allem vor methodischen Heilsversprechen: „Seriöse Personalentwicklung hat grundsätzlich von rationalen, gesunden, nicht therapiebedürftigen Menschen auszugehen. Trotzdem ist natürlich nicht auszuschließen, dass der eine oder Mitarbeiter sich in einem psychischen Konflikt, in einem schwierigen familiären Umfeld oder einer beruflichen Stress-Situation befindet, die professioneller Hilfe bedarf. Wenn selbsternannte Therapeuten ohne soliden Hintergrund dann aktiv werden, kann es wirklich gefährlich werden. Das Risikospektrum reicht vom mehr oder weniger harmlosen Weinkrampf bis hin zur realen Retraumatisierung.“ Und er richtet den Blick auch auf eine mögliche Instrumentalisierung verschiedener Methoden, die darauf hinausläuft, Mitarbeiter schlicht so weit wie möglich auszupressen. Lau spricht vom „Meditieren für den höheren Profit“. Seine Fokussierung allein auf Rationalität und wissenschaftliche Beweisbarkeit von Methoden ist jedoch auch zweischneidig, denn gerade im systemischen Bereich, aber auch beim von ihm stark kritisierten Neurolinguistischen Programmieren zeigen sich in der praktischen Anwendung häufig verblüffend wirksame Entwicklungen – und nur, weil diese sich vielleicht nicht kognitiv erklären lassen, bedeutet dies nicht automatisch, dass es sich nur um Einbildung oder Zinnober handelt.
„Meditieren für den höheren Profit“, Spiegel Online 26.10.13