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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Wohlergehen ist nicht allein eine finanzielle Dimension

In einem Interview mit der FAZ erklärt der britische Nachhaltigkeitsökonom Tim Jackson, warum wir unser Verständnis von Wohlstand und Wachstum verändern sollten. Für Jackson ist augenscheinlich, dass Wohlstand nicht nur eine finanzielle Kategorie ist, sondern eher die Dimension des Wohlergehens betrifft, die nicht zwingend an stetiges Wirtschaftswachstum gekoppelt sei. "Spricht man von Wohlstand nur als einem wachsenden volkswirtschaftlichen Einkommen, verwechselt man die Ziele mit den Mitteln", so Jackson. Der Nachhaltigkeitsökonom kritisiert nicht zuletzt, dass der bestehende Markt eine Korrektivfunktion vermissen lasse, die Wachstumsziele auch mit ökologischen Kriterien abgleiche: "Er hat zugelassen, dass Kapital bei wenigen Akteuren akkumuliert wurde, während die Risiken vom Staat getragen wurden. Wir haben eine Finanzkrise erlebt, die beinahe das ganze System zum Einsturz gebracht hätte. Sie hat die gesamte wachstumsorientierte Wirtschaft zeitweise zum Erliegen gebracht. Die Idee, dass der Markt alleine entscheiden sollte, überzeugt nicht. Ihm muss immer ein Rahmen gesetzt werden, der akkumulative Prozesse bestraft oder privilegiert. Wenn der Rahmen ressourcenintensives Wirtschaften mit hohen sozialen Kosten bestrafen soll, ist das eine gesellschaftliche Entscheidung – darum geht es beim Regieren: Freiheiten einzuschränken im Dienste des Allgemeinguts." Für Jackson ist klar, dass Prosperität auch ohne permanentes Wachstum auskommt, weil sich dann die Schwerpunkte einer Gesellschaft verschieben. "Wir haben uns inzwischen zu einer Gesellschaft entwickelt, in der wir uns den Luxus von Kunst und Unterhaltung leisten können. Sie haben auch schon in viel ärmeren Gesellschaften in der Vergangenheit existiert. Kreativität ist also nicht die göttliche Beigabe des Wachstums. Selbst wenn nur wohlhabende Menschen über die Probleme der Wachstumsgesellschaft nachdenken können, hält sie das nicht von der Pflicht ab, genau das zu tun. Es ist absolut notwendig, den zwei Milliarden Menschen, die mit weniger als 2 Dollar am Tag leben müssen, mehr materielle Güter zur Verfügung zu stellen. Ein Modell, das sie besser mit Kleidung und Nahrungsmitteln ausstattet, ist essentiell. In den reichen Volkswirtschaften ist es anders. Hier können wir darüber nachdenken, welche Art des sozialen Fortschritts wir wollen. Kann er bedeuten: immer mehr für immer?", so Jacksons kritische Anmerkung mit einer Prise visionärem Geist.
"Wohlstand besteht nicht nur aus Einkommen", FAZ 18.4.11

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