think.work.different

Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
Impressum / Datenschutz

Zerstört das Internet unser Leben?

Hunderte E-Mails oder Whatsapp-Nachrichten rauschen jede Woche durch unsere Smartphones. Hier schnell etwas googeln, in der Mediathek die neuesten Nachrichten schauen, regelmäßig checken, was in den sozialen Netzwerken los ist. Wohl jeder hat bisweilen das Gefühl, dass das alles zu viel ist. Uns rauscht der Kopf und es fällt nicht leicht, in dieser Flut der digitalen Bewegung noch den Überblick zu behalten. Der Mediziner und Hirnforscher Manfred Spitzer gehört zu den großen Kritikern dieser Digitalisierungs-Verwerfungen. Mit seinen Büchern über digitale Demenz und Cyberkrankheit erzielt er einen Publikumserfolg nach dem anderen - weil das, was er sagt und schreibt, die Wahrnehmung vieler bestätigt. Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung geht nun sehr kritisch auf Spitzers Arbeiten ein. Der Beitrag zeigt, dass Spitzer wissenschaftliche Erkenntnisse recht freihändig und im eigenen Sinne deutet. Daten, die seine Thesen nicht unterstützen, lässt er anscheinend außen vor. Das Fazit des Beitrages: Anscheinend ist alles gar nicht so schlimm, wie Spitzer behauptet. Womöglich ist Spitzer tatsächlich nicht so wissenschaftlich, wie er sich gibt. Und vor populistischen Zuspitzungen schreckt er ganz sicher nicht zurück. Die Problematik zeigt aber auch: Wissenschaftliche Fakten haben keine Aussagekraft für sich, sie bedürfen eines Kontextes und einer Deutung. Und hier kommen sehr schnell Weltbilder und Absichten ins Spiel. Vielleicht ist die Spitzer-Euphorie auch der Tatsache geschuldet, dass viele Fachpublikationen immer neue Tipps geben, wie wir mit der Digitalisierung unseres Lebens doch noch zu Rande kommen können. Wer versucht, am Ball zu bleiben, merkt dann oft schnell, dass dies ab einem bestimmten Punkt kaum noch möglich ist. Manchmal hilft nur das Abschalten der Geräte, um etwas Ruhe zu finden. Spitzer schreibt auch gegen den Zeitgeist an, das "Immer höher, immer schneller, immer weiter". Viele Menschen spüren, dass der Mensch eine Grenze der Anpassungsfähigkeit zu erreichen scheint - und sie haben einfach keine Lust mehr, sich immer mehr an die Zumutungen der Technik anzupassen. Dieses Phänomen könnte man sicher mit wissenschaftlichen Fakten belegen, wenn jemand mal Studien dazu machen würde. Spitzer dreht den Spieß vielleicht einfach rum - er erkennt das Phänomen und bastelt sich seine Beweise aus der Forschung, die schon gemacht wurde. Das ist vielleicht nicht immer wissenschaftlich redlich. Aber es deutet gleichermaßen auf eine Realität.
Über einen, der aus Ängsten Geld macht, SZ 8.5.18

Stacks Image 3
Stacks Image 3
Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

Anzeige

evolve - Magazin für Bewusstsein und Kultur, Ausgabe Februar bis April 2023 mit dem Thema Re-Generation - Anfänge einer neuen Kultur

Anzeige