Wie die Politik uns an Ungleichheit gewöhnt
Wir stecken so tief drin im Neoliberalismus, dass sich unsere Denkweisen schon in großem Maße an seine Voraussetzungen angepasst haben. Eine amerikanische Studie zeigt nun, dass neoliberale Politik schon in wenigen Jahren das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung verändert. Die Wissenschaftler untersuchten für 160 Länder und den Zeitraum von 1995 bis 2019 Datensätze zu Wirtschaftsdaten (Steuersätze, Einkommen, Arbeitnehmerrechte) und brachten diese zusammen mit den Erkenntnissen des World Values Survey, der weltweit umfangreichsten Umfrage zu Wertevorstellungen. Dabei zeigte sich: Je länger sich in einem Land die Politik am Neoliberalismus orientiert, umso stärker hießen die Menschen starke Einkommensunterschiede für gut. Der Wandel im Denken setzte dabei schon nach einigen Jahren ein.
Neoliberalismus fördert Akzeptanz von Ungleichheit, spektrum.de 15.6.2022