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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Achtsamkeit als Ego-Trend

Achtsamkeit ist in vieler Munde. Die damit verbundene Herauslösung der Meditation aus explizit spirituellen Kontexten hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich breite Bevölkerungsschichten dem Meditieren zuwenden, und dies oft mit ganz selbstbezogenen Motiven. "Das Überangebot scheint mir die eigentliche, authentische Idee der Achtsamkeit immer mehr zu verdrängen, ja zu pervertieren. Es geht dabei nicht um das eigene Ego, nicht um ständige Beschäftigung mit sich selbst und die Konzentration auf das eigene Denken und Fühlen", kritisiert Thomas Joiner, Professor für Psychologie an der Florida State University in Tallahassee, den Mindfulness-Trend. Er findet: "Vielen Achtsamkeitstrainings fehlt das Moment der Demut. Dem ursprünglichen Geist nach soll uns Achtsamkeit Bescheidenheit und Distanz lehren. Bei dieser Sichtweise ist das Ich vielleicht nicht gerade eine Illusion, aber doch gar nicht so wichtig, es ist ein Staubkorn im Universum. Der gegenwärtige Hype um die Achtsamkeit stellt den Einzelnen und sein Befinden in den Mittelpunkt. Statt auf Demut zielen viele Trainings auf Selbstoptimierung." In seinen Augen deutet das große Interesse an Achtsamkeit auch auf eine Art kulturellen Narzissmus. "In unserer ichbezogenen Gesellschaft hat die Achtsamkeit auf einmal eine ganz neue Funktion bekommen: Sie wird als Mittel zur Potenzialentfaltung und zur ungehemmten Beschäftigung mit dem eigenen Befinden betrachtet. Diese narzisstische Selbstbespiegelung ist ein Symptom unserer Zeit", so Joiner.
Der Hype um die Achtsamkeit, spektrum.de 11.9.18

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Buch-Tipps
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