Autorität braucht die richtige Haltung
Führungsmodelle alter Schule sind zunehmend am Erodieren, denn mit den alten Top-Down-Konstruktionen, die vor allem von einer Amts- oder Funktionsautorität getragen werden, können vor allem die jungen Generationen immer weniger anfangen. "Autorität entsteht heute anders als bislang. Über viele Jahrhunderte galt: Wer die Macht aufgrund seiner Position hat, konnte seine Funktionsautorität ausleben. Doch so etwas wie Funktionsautorität gibt es heute kaum noch. Der Verlust der Führungsautorität ist offenkundig und für die Vorgesetzten eine schmerzhafte, tabuisierte Realität. Heute brauchen Führungskräfte daher oft einen unverhältnismäßig hohen Kraftaufwand und müssen Druck ausüben, um überhaupt einigermaßen akzeptable Resultate vorweisen zu können. Das ist nicht effizient. Daher brauchen wir eine neue Form der Autorität", erklärt der Arbeitswissenschaftler Frank Baumann-Habersack in einem Interview mit Zeit online. Er weist darauf, dass Führungskräfte heute vor der Herausforderung stehen, den Einstellungswandel, der sich immer deutlicher vollzieht, aufzugreifen und sich ihre Autorität aktiv anzueignen: "Wir müssen erkennen, dass sich in unserer Gesellschaft die Einstellungen zur Führung gewandelt haben. Und das in allen Lebensbereichen. Die Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten an Teilhabe, Transparenz und Mitbestimmung haben diesen Veränderungsprozess drastisch beschleunigt. Dies hat dazu geführt, dass niemand mehr allein aufgrund seiner Führungsposition respektiert wird. Vorgesetzte müssen sich heute schon den Respekt erst "verdienen" – über die Art, wie sie die Beziehung zu ihren Mitarbeitern gestalten. Dafür reichen keine Führungstools und -trainings, sondern es bedarf eines grundlegenden Wandels der Führungshaltung."
"Niemand wird für seine Führungsposition respektiert", Zeit online 11.1.16