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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Corona zeigt die widersprüchliche Logik unserer Systeme

Die Verwirrung oder gar Wut, die viele Menschen angesichts immer unübersichtlicher werdender Corona-Regeln verspüren, ist womöglich gar nicht nur der aktuellen Krise und dem mit ihr verbundenen Kontrollverlust über das eigene Leben geschuldet. In einem Interview mit dem Handelsblatt verdeutlicht der Soziologe Armin Nassehi, dass im Ringen um vermeintliche Lösungen vielmehr die unterschiedlichen Logiken der Subsysteme, die unsere Gesellschaft ausmachen, darunter Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien, stärker zum Vorschein kommen - gerade weil sie sich widersprechen. "Diese Subsysteme haben getan, was sie immer tun. Sie reagieren mit ihren je eigenen Mitteln. Wirtschaftliche Akteure achteten darauf, zahlungsfähig zu bleiben. Wissenschaft forschte und wies zugleich auf die Unsicherheiten der eigenen Arbeit hin. Medien bemühten sich um die Suche nach Berichtenswertem. Und die Politik war bemüht, Loyalitäten aufrechtzuerhalten. Das ist doch gerade die Versuchsanordnung, durch die moderne Gesellschaften stets als krisenhaft erscheinen. Die unterschiedlichen Logiken lassen sich nicht einfach synchronisieren – das wird nun erst recht sichtbar, etwa daran, dass wir es nicht einmal schaffen, mit so einem Virus fertigzuwerden", erklärt er. Nassehi spricht sich dafür aus, in Prozessen die unterschiedlichen Perspektiven ins Gespräch zu bringen, um zu gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten zu kommen. Er sagt: "All diese Perspektiven müssen in die politische Entscheidungsfindung mit einbezogen werden. Diese interdisziplinären Ansätze sind ein großer zivilisatorischer Fortschritt." Und er findet die Zeit gekommen, bewusster die bestehenden Risiken abzuschätzen und mit ihnen aktiv umzugehen: "In der Soziologie unterscheiden wir zwischen Gefahren und Risiken. Eine amorphe Gefahr macht uns zu passiv Betroffenen, wir müssen das in ein Risiko verwandeln, also Handlungsoptionen diskutieren. Eine Gefahr wird zu einem Risiko, sobald wir Entscheidungen treffen und dann die Frage nach der Verantwortung und den erwartbaren Schäden stellen. Da geht es um klassische ethische Dilemmata, denn jede Maßnahme auf der einen Seite bedeutet Kosten auf einer anderen. Diese Balance muss ständig neu gefunden werden."
„Unsere Debatten über Kontaktbeschränkungen müssen für viele Länder wie Hohn klingen“, HB 19.10.20

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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