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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Das Gehirn ist schneller als der Geist

Während der Mensch glaubt, er denkt, ist es eigentlich das Gehirn, das lenkt - das könnte man zumindest meinen, wenn man die aktuellen Forschungsergebnisse der Neurologie betrachtet. Eine aktuelle Studie des Wissenschaftlers John-Dylan Haynes belegt, dass sich im Gehirn bereits sieben Sekunden (!), bevor ein Mensch eine Entscheidung tatsächlich meint, getroffen zu haben, im Gehirn anbahnt. Bisherige Forschungen, die zu ähnlichen, wenn auch im Hinblick auf den Zeithorizont wesentlich unspektakuläreren Ergebnissen kamen, hatten die im Gehirn ablaufenden Reaktionen jeweils in Situationen getestet, in denen sich die Probanden durch einen Impuls von außen schnell entscheiden mussten. Das Setting der Haynes-Studie nun war ein völlig anderes: Die Probanden sollten nach eigener Entscheidungen zwei Knöpfe drücken und waren frei, wann sie dies tun. Selbst die Forscher zeigten sich überrascht, dass die Aufnahmen des Kernspintomographen zeigten, wie lange vorher die entsprechende Reaktion im Gehirn vorbereitet werden. "Dass selbstgewählte Entscheidungen vom Gehirn schon so früh angebahnt werden, hat man bisher nicht für möglich gehalten", so John-Dylan Haynes. Der Forscher möchte die aktuellen Ergebnisse jedoch nicht als Beleg dafür sehen, dass der Mensch schlicht von Gehirnprozessen bestimmt wird: "Nach unseren Erkenntnissen werden Entscheidungen im Gehirn zwar unbewusst vorbereitet. Wir wissen aber noch nicht, wo sie endgültig getroffen werden. Vor allem wissen wir noch nicht, ob man sich entgegen einer vorgebahnten Entscheidung des Gehirns auch anders entscheiden kann." Dass diese Möglichkeit sehr realistisch erscheint, zeigen meiner Meinung immer wieder die Erfahrungen von Meditierenden, die durch das Sitzen in Stille früher oder später die Erfahrung machen: "Ich bin nicht meine Gedanken." Durch die fokussierte Achtsamkeit fallen Meditierende in die Rolle des Beobachters und erleben die Lücke zwischen der Entstehung von Gedanken und der Identifizierung mit ihnen. Sicherlich wäre es spannend, die dadurch entstehende Entscheidungsfreiheit in die neurologische Forschung miteinzubeziehen.
Pressemitteilung "Unbewusste Entscheidungen im Gehirn", 13.4.2008

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