Die Spiele der Männer
Aufgrund einer Indiskretion ist die Citibank ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Ein Bewerber hatte aus den Geschäftsräumen ein Informationsblatt mitgehen lassen mit dem Titel "Wie Frauen ihre Karriere sabotieren, zehn Punkte, die Sie beherzigen sollten". Das Papier listet zehn Punkte aus dem Buch "Nice Girls don't get the Corner Office" der Karriereberaterin und Psychologin Lois P. Frankel auf, darunter die folgenden:- Frauen reden leise: Sie werden nicht gehört.- Frauen machen sich öffentlich schön: Das betont ihre Weiblichkeit und lenkt von ihren Fähigkeiten ab.- Frauen sitzen zurückhaltend: In der Machtposition hat man die Vorderarme auf dem Tisch und lehnt sich vor.- Frauen fragen um Erlaubnis: Kinder lehrt man, um Erlaubnis zu bitten. Männer bitten nicht um Erlaubnis – sie informieren.- Frauen neigen dazu, unangebracht zu lächeln: Deshalb nimmt man sie nicht ernst.- Frauen sind naiver: Eine Frau geht davon aus, dass Regeln eingehalten werden müssen. Ein Mann sucht Wege, um die Grenzen der Regeln zu testen, ohne dafür bestraft zu werden.- Frauen schütteln die Hand zu schwach: Eine gute, feste Begrüssung, verbunden mit festem Augenkontakt, hilft weiter.Heißt das im Umkehrschluss, dass man als Frau am ehesten dann Karriere macht, wenn man beim ersten Händeschütteln dem Gegenüber fast die Hand bricht, sich in Meetings permanent in den Vordergrund drängt, mit sauertöpfischem Blick die Ellbogen sprechen lässt und über Leichen geht? Das Ärgerliche am Citibank-Papier ist nicht, dass es als vermeintlicher Karriereratgeber an Frauen verteilt wurde, sondern dass es im Hinblick auf den Status quo im Business leider nur allzu recht hat. Wenig Manieren, viel Lärm und eine möglichst skrupellose Haltung sind eben immer noch ein Garant, um im Job voran zu kommen. Und leider sind Frauen zu klug, um solche einfältigen Männerspiele gerne mitzuspielen.
Wie Frauen ihre eigene Karriere sabotieren, HB 5.11.10