Wie viel Menschen sich im Arbeitsleben engagieren und welche äußeren Anforderungen sie als Belastung empfinden, hängt auch stark davon ab, mit welchen Werten Menschen aufgewachsen sind und ob sie die an sie gestellten Ansprüche als relevant empfinden. Ein Beitrag in der Wirtschaftswoche beispielsweise wirft eine Blick darauf, dass die Generation der Babyboomer, jene Altersgruppe, die heute ins Rentenalter kommt, mit deutlich anderen Leistungsforderungen groß wurde. Babyboomer leiden oft unter Burnout, weil sie diese Werte verinnerlicht haben und sich schwer tun, die Notbremse zu ziehen, wenn sie merken, dass sie manchen Anforderungen schlicht nicht nachkommen können. Für jüngere Arbeitende hingegen stehen oft andere Kriterien im Vordergrund. Und hier zeigt sich, dass es nicht unbedingt die reale Arbeitsbelastung ist, die Menschen im Job müde macht oder gar erschöpft. Junge Menschen orientieren sich oft an der Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit. Ein Job, in der Welt Gutes bewirkt, mag dann auch stressig sein, doch leiden die Arbeitenden nicht unter den Anforderungen. Insgesamt geht es darum, dass die persönliche "Gratifikationsbilanz" harmonisch ist. Wer viel arbeitet und damit viel Geld verdient und so seine Lebensziele erreicht, mag sich rundum wohlfühlen. Das kann auch auf Menschen zutreffen, die viel arbeiten, wenig verdienen, aber das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun. Schwierig wird es, wenn Menschen durch ihre Arbeit in Konstellationen geraten, die ihren Werten nicht entsprechend. Ein Großverdiener und Vielarbeiter, der vielleicht lieber ein bescheidenes und ruhiges Leben führen möchte, dürfte sich hier eher schwer tun.
„Viele Babyboomer sind an ihre Belastungsgrenzen gekommen“, Wirtschaftswoche 29.11.2022
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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