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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Lähmende Konformität

Thomas Sattelberger, bis 2012 Personalvorstand der Telekom und heute als Personalberater bekannt für seine unkonventionellen Perspektiven, kritisiert in der Zeit online, dass die meisten deutschen Firmen sich auf eine Personalpolitik zurückziehen, die "nur klont und wenig Individualität zulässt". Echte und sinnvolle Veränderungen in der Wirtschaft würden so verhindert. "Zum einen sind deutsche Unternehmen in besonderem Maß auf Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit getrimmt. Effizienz heißt zwar schneller, höher, weiter, mehr – jedoch auch immer mehr vom Selben. Wir haben in Deutschland schon immer stark auf Homogenisierung und Standardisierung gesetzt, auch und gerade im Personalbereich. Zum anderen ist die Beratungsindustrie hierzulande bekanntermaßen besonders einflussreich. Klassische Unternehmensberatungen aber sind nicht gerade für Vielfalt und die mit ihr verknüpfte Kreativität und Innovationsfähigkeit bekannt. So sind viele Ansätze der Unternehmensentwicklung durch 'Einfalt' geprägt", bemängelt Sattelberger. Das von dem Kybernetiker William Ross Ashby in den 50er Jahren formulierte "Gesetz von der erforderlichen Varietät" lege indes mache, dass Organisationen am besten dann überlegen, wenn ihre interne Vielfalt und Komplexität den Gegenseiten in der Außenwelt möglichst weit entspreche. Sattelberger propagiert mehr Vielfalt innerhalb der Belegschaft, also mehr Frauen, Angehörige unterschiedlicher Kulturen und verschiedener sexueller Identitäten. Außerdem müssten sich Unternehmenskulturen stärker an den Werten, die diese Diversität schaffen könne, orientieren. Für den Personalkenner steckt dahinter auch ein Politikum: "Chancengleichheit ist ein zentraler Wert unserer Gesellschaft, unserer Demokratie. Viele Benachteiligungen in Unternehmen gegenüber Frauen, Migranten oder Schwulen und Lesben belegen, dass eine solche Chancengleichheit trotzdem bis heute nicht existiert. Dagegen kann man ökonomisch argumentieren – dagegen muss man in jedem Fall aber werteorientiert plädieren. Warum flacht die Diskussion immer so schnell wieder ab? In Deutschland existiert eine besonders subtile Form des Kastensystems, das schwer zu durchdringen ist. Für eine gewisse Zeit werden politisch korrekte Debatten forciert, sozusagen auf der Vorderbühne, während zugleich, sozusagen in den Katakomben, das alte Leben weitergeht und sich nichts ändert. Dieses Phänomen können Sie übrigens auch in der Debatte um eine Demokratisierung des Bildungssystems oder Zuwanderung beobachten. Da gibt es dann eruptive Debatten, begleitet von einem Medienhype, und das war es dann auch. Eine nachhaltige Veränderung findet nicht statt."
"In den Konzernen herrschen weiße, deutsche Männer", Zeit online 11.6.14

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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evolve - Magazin für Bewusstsein und Kultur, Ausgabe Februar bis April 2023 mit dem Thema Re-Generation - Anfänge einer neuen Kultur

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