Mit Anlauf scheitern hilft
Scheitern ist im Business etwa so beliebt wie die rote Karte im Fußball. Der Wirtschaftspsychologe Heinrich Wottawa kritisiert bei Führungskräften eine "selbstwertschonende Tendenz", Fehlschläge eher äußeren Umständen oder anderen Menschen zuzuschreiben, als nach eigenen Fehlern zu suchen. Die "hedonistische Verzerrung" beraube die Betroffenen jedoch eines wichtigen Lerneffekts, denn: "Nur stark erlebte Dissonanzen führen zu affektiven Veränderungen." Wer den eigenen Anteil an Misserfolgen nicht auf den Grund gehe, beraube sich damit hilfreicher Lernerfahrungen. Deshalb rät Wottawa vom Wegducken ab und sieht in der Offensive den einzig konstruktiven Weg zum Umgang mit Katastrophen: Zugeben, dass etwas schief gelaufen ist; den Fehlschlag auch in seiner emotionalen Bedeutung spüren. "Wenn Sie ganz unten sind und sich ausgetobt haben, fangen Sie irgendwann an zu verhandeln. Sie denken weiter, überlegen Alternativen. ... Es folgt die Neuorientierung. Man muss überlegen: Was hat dieser Totalabsturz aus und mit mir gemacht? Wie geht es weiter? Wie geht es anders?", so Wottawa. Es sind eben häufig die Fragen und nicht vermeintliche Antworten, die uns weiter bringen ...
"Schreien Sie, toben Sie!" Karrierespiegel 19.7.13