Der Umgang mit dem Thema Geld treibt bisweilen illustre Blüten. So berichtet die Süddeutsche Zeitung über ein Projekt in Singapur, die Money-Clinic, in der bereits Kindern der Umgang mit Geld beigebracht wird. Im Interview mit der SZ erklärt die Gründerin Ying Teo: "Vorschüler in Singapur haben zwar Mathematik als Fach, aber mit Geld befassen sie sich erst nach dem Eintritt in die Grundschule mit sieben Jahren. Vielen Familien ist das zu spät. Die Eltern wollen, dass ihre Kinder einen Vorsprung beim Umgang mit Geld haben. Wir trennen zwischen Programmen für Finanzpolitik und Anlagestrategien. Sie befassen sich mit Sparen, Haushalten, Preisvergleichen. Acht- bis Zehnjährige sollen verstehen, wie das Geld für sie arbeitet. Und Teenager lernen das Bankensystem kennen; sie erfahren, was ein Bond, was eine Aktie ist, sie lernen an der Börse zu spekulieren und zu investieren." Wer das haarsträubend findet, wird vielleicht etwas besänftigt, wenn er das Zitat eines Managers auf der Webseite der Money-Clinic zur Kenntnis nimmt: "Keine Generation hat mehr Geld zur Verfügung und mehr Druck, es auszugeben als jene Kinder, die im 21. Jahrhundert geboren sind. Wir steuern auf eine Generation junger Singapurianer zu, die Sklaven ihrer Kreditkarten sind und ihr Leben damit verbringen, nach Luxuslabels und Statussymbolen zu jagen." Ying Teo jedenfalls gibt sich durchaus auch gesellschaftskritisch, sagt, dass es ihr Anliegen sei, den Kindern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld beizubringen und ihnen zu zeigen, dass man auch teilen solle: "Wir sind der Überzeugung, dass Jugendliche heute einen viel zu leichten Zugang zu Geld haben und zu viel ausgeben. Wir versuchen ihnen klarzumachen, dass man sein Geld zusammenhalten muss, wenn man es langfristig behalten will." Letztlich bleibt aber doch der Beigeschmack, dass hier schon früh vermittelt wird: Money rulez ...
Wo Dreijährige zum Anlageberater werden, SZ 30.6.10
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