think.work.different

Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
Impressum / Datenschutz

Persönlichkeit schützt vor existenziellen Frontalangriffen

Zwei Selbstmorde von Schweizer Top-Managern haben in den vergangenen Wochen zu einer verstärkten öffentlichen Diskussion über die zum Teil enormen Zwänge angestoßen, denen Top-Führungskräfte bisweilen ausgesetzt zu sein scheinen. In einem Interview mit Focus Money spricht der Kölner Personalberater Maik Lehmann über die Fallstricke, die ein hauptsächlich auf den Beruf ausgerichtetes Selbstverständnis mit sich bringen kann. "Ausgangspunkt ist die mitunter starke Verknüpfung des Berufes oder besser der beruflichen Stellung mit dem eigenen Selbstwert, bis hin zur Identifikation. 'Wenn ich mein Beruf bin', wird jede Bedrohung meines beruflichen Status als ein emotional stark belastender Frontalangriff wahrgenommen. Dramatisch wird es dann, wenn der Konflikt im Unternehmen als Existenz bedrohend erlebt wird. In der Regel geht es bei den Managern nicht um eine finanzielle Notlage, wohl aber um ihr Selbstwertgefühl, das fast ausschließlich mit der beruflichen Position verbunden ist. Dass dann eine als dramatisch empfundene Situation mit etwas Abstand ganz anders bewertet würde und vielleicht sogar als Wendepunkt verstanden werden könnte, ist dem Betroffen in der aktuellen Lage nicht bewusst", erklärt Lehmann. Genau diese Verengung, die Wahrnehmung, dass die Berufsrolle die einzige Basis der persönlichen Selbstverortung bildet, kann berufliche Konflikte dramatisch werden lassen, denn dann schöpfen Führungskräfte nicht mehr aus ihrem inneren Feuer, können nicht mehr authentisch ihrer eigenen Sinnperspektive Ausdruck verleihen, sondern erleben eine Bedrohung, die die gesamte eigene Existenz in Frage stellt. Lehmann rät dazu, die nur allzu verbreiteten Stereotype, die das Top-Management leider immer stärker zu prägen scheinen, konstruktiv zu hinterfragen: "Ich wünsche uns allen mehr Mut, uns in allen Facette zu zeigen. Dazu gehören natürlich die individuellen Stärken, aber man muss auch einmal Schwächen zulassen können. Es braucht Mut, im Zweifel unkonventionell zu sein und sich von überholten Rollen-Klischees für Manager zu lösen. Je mehr Persönlichkeit ich einbringe, desto mehr hat mein Tun mit mir zu tun und nährt mein inneres Feuer. Wer in einem guten Sinne an sich glaubt, ist weniger abhängig von beruflichen Positionen oder den vermeintlichen Angriffen anderer. Führungspersönlichkeiten aus diesem Holz finden Akzeptanz, sind echte Leader und führen ein erfüllteres Leben."
"Manager stehen unter enormen Zwängen", Focus Money 31.8.13

Stacks Image 3
Stacks Image 3
Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

Anzeige

evolve - Magazin für Bewusstsein und Kultur, Ausgabe Februar bis April 2023 mit dem Thema Re-Generation - Anfänge einer neuen Kultur

Anzeige