think.work.different

Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
Impressum / Datenschutz

Schöne neue transhumanistische Welt?

Die Diskussion um Technologieentwicklung wird vielerorts vor allem unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt. Im Zentrum des Interesses stehen die Auswirkungen der Industrie 4.0 auf die Arbeitsmärkte und das Effizienzversprechen im Hinblick auf ökonomische Optimierungen. In einem Beitrag des Harvard Business Managers spricht die Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann nun insbesondere über die menschliche Dimension des Themas, die allzu leicht übersehen wird. Spiekermann sieht in den transhumanistischen Visionen vieler Technologievordenker Gefahren im Hinblick auf unser Menschsein erwachsen. "Transhumanismus bezeichnet eine Art und Weise, über uns selbst nachzudenken. Ein Denken, das geprägt ist vom Streben, über unsere angeborene Natur hinauszuwachsen und unsere Spezies zu 'transformieren'. Auf den ersten Blick klingt das ermutigend. Positiv zu wachsen bedeutet, sich selbst zu erkennen, wie schon am Eingangstor des Orakel von Delphi stand: "Gnothi seauton". Eine Botschaft, die große Hoffnung in die Erkenntnis und die Entwicklung unserer individuellen Menschlichkeit setzt", sagt sie. Aber: "Transhumanisten haben diesen wohlwollenden Glauben und diese Geduld mit der Menschheit nicht. Für Transhumanisten sind normale Menschen nur 'Ressourcen', ein 'Präferenzbündel', 'DAUs' (Dümmster Anzunehmende User) oder sogar 'Wetware'." Spiekermann beschreibt anschaulich, wie durch den ungebremsten Technologieoptimismus des Silicon Valley das transhumane Menschenbild immer mehr in die Kultur einsickert und sich durch seine wirtschaftliche Macht zu behaupten beginnt. "Es ist diese Mischung aus Geld, Interessen und Macht, gepaart mit einer bösartigen Ideologie, die mir am meisten Sorgen bereitet", schreibt sie. Ihr Appel: "Transhumanisten gründen ihr Naturverständnis auf einer positivistischen und vereinfachenden, modellgetriebenen, konzeptionellen und analytischen Perspektive der Realität. Als Wissenschaftlerin weiß ich, dass all diesen Modellen - trotz ihrer Nützlichkeit, Eleganz und Präzision! - eine entscheidende Essenz fehlt: ein wirklich ganzheitliches und damit realistisches Verständnis unserer komplexen Wirklichkeitsphänomene. Ich habe nur eine einzige Sorge: dass die Macht der transhumanistischen Bilder vom Menschen auf dem Rücken der positivistischen Wissenschaft so stark ist, dass wir weiter Technik in die Welt setzen, die uns Menschen schwächt und die insbesondere zu einem Phänomen führt: dass viele Menschen verlernen, wie sie ihre Aufmerksamkeit bewusst kontrollieren können." Es wird Zeit, dass wir uns diesen Entwicklungen sehr bewusst stellen! Für alle, die sich tiefer für die Bewusstseinsdimension dieses Themas interessieren, dürfte die aktuelle Ausgabe des Magazins evolve zum Thema Mensch & Maschine - Big Data und die Zukunft unserer Menschlichkeit sehr interessant sein.
Vorsicht vor dem Mensch 2.0, HBM 21.9.17

Stacks Image 3
Stacks Image 3
Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

Anzeige

evolve - Magazin für Bewusstsein und Kultur, Ausgabe Februar bis April 2023 mit dem Thema Re-Generation - Anfänge einer neuen Kultur

Anzeige