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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Sich nicht mehr in die eigene Tasche lügen

In der FAZ wagt der Vorsitzende der Piratenpartei Deutschland Sebastian Nerz einen mutigen Vorstoß und "enttarnt" beliebte "Nachhaltigkeitslügen", die in seinen Augen davon ablenken, wie ernst es einerseits wirklich um die Lage der Welt bestellt ist, und welche Konsequenzen wir als Weltbevölkerung daraus letztlich ziehen müssten. Nerz führt die ursprüngliche Definition des Begriffs Nachhaltigkeit - nicht mehr zu verbrauchen, als auf natürlichem Wege nachwächst - wieder ins Bewusstsein. Da wir gegenwärtig das 2,7-Fache dessen, was die Erde hergibt, verbrauchen, sei es augenscheinlich, dass mit Optimierungen (z.B. regenerativen Energien, umweltfreundlichere Produktion) allein das Dilemma nicht zu lösen sei, wir also ob kurz oder lang den Gürtel in der einen und auch anderen Weise werden enger schnallen müssen. Ähnliches gilt beim Thema Geld: Staatsverschuldung, Rentenlücke und davonlaufende Kosten im Gesundheitssystem lassen sich laut Nerz nicht mehr durch ein bisschen Nachhaltigkeits-Feintuning wegdiskutieren. Im Prinzip fordert der Pirat hier das Nachdenken über einen grundlegenden Paradigmenwechsel, da ein Drehen an einigen Schräubchen des Systems den Kollaps vielleicht noch für einige Jahre oder gar Jahrzehnte aufschieben könne, aber die grundsätzlichen Problemlagen nicht lösen werde. Ein weiterer Grund für Alarmstimmung: Viele der Rohstoffe, die heute benötigt werden, um beispielsweise nachhaltige Energien zu erschließen, werden bereits in wenigen Jahrzehnten knapp oder ganz erschöpft sein. Die Frage, was wir dann tun, traue sich hingegen niemand zu stellen. Das Plädoyer von Nerz ist eindeutig, unbequem und mutig - und fordert uns alle heraus, uns nicht mehr länger in die eigene Tasche zu lügen: "Um diese Ehrlichkeit zu erreichen, müssen dringend notwendige Reformen im Staat endlich umgesetzt werden. Der ganze Apparat ist so groß und komplex geworden, dass er nicht mehr überschaubar ist. ... Denn wenn heute an einer Stellschraube gedreht wird, weiß niemand genau, welche Auswirkungen dies morgen haben wird. Das heißt erst einmal nicht, dass wir Leistungen kürzen müssen, aber wir müssen anfangen, sie übersichtlicher zu gestalten. Daher ist meine Bitte an dieser Stelle: Stellen wir uns der Situation wie sie ist. Hören wir auf, uns selbst etwas vorzulügen und gedankenlos die Ressourcen der Zukunft zu verbrauchen. Beginnen wir ehrlich zu werden. Und als nächstes lösen wir dann den Kleber und ziehen das Pflaster langsam runter. Der Prozess wird nicht einfach werden. Aber je später wir uns ihm stellen, desto schwieriger wird er."
Schluss mit der Nachhaltigkeitslüge! FAZ 19.3.12

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