Soziale Probleme marktwirtschaftlich lösen
In einem Interview mit Focus-Online stellt Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus ein neues Konzept von Sozialunternehmen vor, die - marktwirtschaftlich agierend - zur Lösung der Probleme unserer Zeit beitragen sollen. Yunus kritisiert unterschwellig die bisherigen Auffassungen von Corporate Social Responsibility: "Oft investiert dasselbe Unternehmen, das einen Cent für CSR aufwendet, 99 Cent in geschäftliche Projekte, die soziale Probleme verschlimmern." Seine Idee: Unternehmen, die kostendeckend arbeiten, richten ihre Tätigkeit darauf aus, konkrete Probleme zu lösen. Der Gewinn: keine Dividende, aber das gute Gefühl, einen Beitrag zu einer besseren Welt geleistet zu haben. In einem ersten Joint Venture mit Danone ist das Ziel, in Bangladesch bezahlbare Lebensmittel für Mittellose zu produzieren. Das Unternehmen produziert Joghurt, der in essbaren Bechern verkauft wird. Die Kunden haben auf diese Weise mehr von ihrem Geld, und es entstehen nach dem Verbrauch keine Abfälle. Im Kern funktionieren die von Yunus propagierten Sozialunternehmen wie ihre profitorientierten Pendants - allein sie zahlen lediglich das in sie investierte Kapital zurück und keine Dividende. Dazu der Friedensnobelpreisträger: "Die Tatsache, dass Menschen in aller Welt jedes Jahr viele Milliarden für wohltätige Zwecke spenden, zeigt, dass sie sich danach sehnen, mit ihrem Geld anderen Menschen zu helfen. Der Unterschied, wenn sie in Sozialunternehmen, die sich selbst erhalten, investieren ist: Sie müssen nicht jedes Jahr erneut Geld nachschießen. Einmal gegründet, wächst die Firma aus eigener Kraft. Zweitens erhält der Investor sein Geld zurück. Er kann es neu investieren. So erzielt das Kapital einen mehrfachen sozialen Nutzen."
"Der Geniestreich des Professors", Focus-Online 15.4.2008