Ungleichheit kostet Wachstum
Im Interview mit der taz spricht der Ökonom und Politologe Christoph Scherrer über die Auswirkungen, die die wachsende Ungleichheit auf die Bevölkerung hat. Laut OECD sei beispielsweise das Wachstum in Deutschland um rund sechs Prozent geringer als möglich, weil sich der Abstand zwischen Arm und Reich in den letzten 30 Jahren stark vergrößert habe. Da niedrige Einkommen fast gänzlich für Konsum draufgehen, falle die Nachfrage, wenn diese Einkommensgruppen auf einmal weniger verdienen - und dies wiederum bremse das wirtschaftliche Wachstum. Die damit verbundene Prekarisierung führe allerdings noch nicht dazu, dass größere Teile der Bevölkerung die Reichtumsverteilung aktiv infrage stellen. Zwar speisten sich die Pegida-Demonstrationen auch aus sozialen Abstiegsängsten, doch: "Trotzdem ist die breite Mittelschicht, die über die Hälfte der Bevölkerung umfasst, noch relativ stabil. Vielen Bürgern geht es vergleichsweise gut, sie besitzen ein gewisses Vermögen. Deshalb fühlt sich die Mittelschicht den Reichen näher als den Armen. Und den Prekarisierten fehlt eine wirksame politische Vertretung."
"Die Mittelschicht gerät unter Druck", taz 21.1.15