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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

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Wenn Arbeit zur Sucht wird

Laut einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ist mindestens jeder neunte Arbeitnehmer in Deutschland arbeitssüchtig. 14 Prozent gelten als gefährdet, in die Arbeitssucht zu rutschen. Ein Indiz für ihre Erkrankung: Sie verbringen nicht nur mehr Zeit mit der Arbeit als mit Freizeit, sondern sie zeigen ohne Arbeit Entzugserscheinungen, vergleichbar mit denen von Drogenabhängigen. Hinzu kommt: 10,6 Prozent der Arbeitssüchtigen versuchen mit Medikamenten ihre Arbeitsleistung zu steigern. Besonders gefährdet seien Berufsgruppen wie Manager, Politiker oder Verbandsführer - Menschen, bei denen in besonderem Maße Macht, Ansehen und Einkommen von unermüdlichem Einsatz abhängen. Auch Menschen, die intensiv mit Menschen arbeiten wie Ärzte, Sozialarbeiter oder Lehrer haben ein größeres Risiko, arbeitssüchtig zu werden.
Jeder neunte Deutsche ist arbeitssüchtig, WiWo 27.8.13

Wenn Arbeit zur Sucht wird

Viel zu arbeiten, gilt in vielen Berufszweigen und erst recht in Führungspositionen zum guten Ton. Und da immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern verteilt wird, muss man längst nicht mehr Top-Manager sein, um ständig unter dem Druck der permanenten Pflichterfüllung und oft auch Selbstüberforderung zu stehen. Experten nehmen - wie die Zeit berichtet - nun das Thema Arbeitssucht verstärkt unter die Lupe. Da Vielarbeiter sich meist höchster Anerkennung sicher sein können, ist die Gefahr, zum Arbeitssüchtigen zu werden, nicht gerade gering. Der Diplompsychologe Stefan Poppelreuter, der bereits mehrere Bücher über Arbeitssucht geschrieben hat, geht davon aus, dass etwa 13 Prozent der Bevölkerung gefährdet sind, arbeitssüchtig zu werden oder bereits zu sein. Überstunden, Mittagspausen durcharbeiten, Akten mit nach Hause nehmen - für viele Arbeitnehmer längst selbstverständlich und der Übergang zur Sucht wird von vielen kaum bemerkt. Hinzu kommt, dass die Krankenkassen das chronische Vielarbeiten noch nicht als eigenständige Sucht anerkennen und mögliche Patienten oft über andere Diagnosen wie Alkoholsucht, Depressionen oder Burn-out erst zu einer Therapie finden. Wo Burn-out als Folge dauerhafter Überforderung noch relativ gut zu therapieren ist, tun sich Arbeitssüchtige viel schwerer, denn während Burn-out-Betroffene häufig äußeren Zwängen folgen und darüber ihr Gefühl für das, was für sie leistbar ist, verlieren, werden Arbeitssüchtige zu ihrem eigenen Antreiber und können ab einem bestimmten Punkt nicht mehr vom Vielarbeiten lassen. "Die Heilungschancen bei der Arbeitssucht sind schlechter als bei der Alkoholsucht. Die Anerkennung durch die Arbeit ist ein so starker Motor, den Süchtige nicht einfach abschalten können. Sich also eine Art Ersatz-Anerkennung zu suchen, ist schwer, für manche unmöglich", sagt etwa Matthias Brecklinghaus, Leiter der Fachklinik Curt-von-Knobelsdorff-Haus in Radevormwald, die spezielle Therapien für Arbeitssüchtige anbietet. Süchtig nach Arbeit, Die Zeit 26.2.10

Wenn Arbeit zur Sucht wird

Die Süddeutsche Zeitung widmete kürzlich einen Beitrag dem immer virulenter werdenden Problem der Arbeitssucht. Da Arbeitssucht bis heute nicht als Krankheit anerkannt ist, gibt es gegenwärtig noch keine stichhaltigen Erhebungen. Experten gehen jedoch davon aus, dass in Deutschland zwischen 200.000 und 300.000 betroffen und etwa jeder siebte Arbeitnehmer tendenziell gefährdet ist. Von Firmen wird die Problematik häufig noch nicht ernst genommen, profitieren sie doch - zumindest zunächst - von dem überdurchschnittlichen Arbeitseifer der Betroffenen. Psychologen gehen davon aus, dass nicht nur die hohen Leistungsanforderungen am Arbeitsmarkt zu der Erkrankung beitragen, sondern auch das Verhältnis der Betroffenen zu Leistung und der damit verbundenen Wertschätzung.
"Die Droge Arbeit", SZ 27.9.2007

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