Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung analysiert in einem Beitrag das wachsende gesellschaftliche Ungleichgewicht in Deutschland. Dabei wird deutlich, dass nicht nur die wachsende Ungleichheit bei der Einkommensverteilung bei einem großen Teil der Bevölkerung für Unmut sorgt. Vielmehr sind es die fehlenden Aufstiegschancen, die zu steigendem Verdruss führen. Während in den 90-er Jahren noch 46 Prozent der unteren Einkommensschicht innerhalb von vier Jahren aus dieser Einkommensgruppe aufstiegen, waren es Anfang des neuen Jahrtausends nur noch rund ein Drittel. Ähnlich ungünstig sieht es in der Mittelschicht auf. Zwar konnten hier zwischen 2002 und 2006 rund elf Prozent Aufsteiger verzeichnet werden, mit 14 Prozent liegt die Zahl der Absteiger jedoch deutlich höher - eine Dynamik die großen Teilen der Bevölkerung schlicht Angst bereitet. Optimismus war noch nie eine Leidenschaft der Deutschen, doch Zahlen wie diese tragen zum gefühlten Unbehagen der Bevölkerung wesentlich bei. Während die Aufwärtsmobilität in Ländern wie den Vereinigten Staaten den Traum vom Tellerwäscher zum Millionär immer wieder für Einzelne Wirklichkeit werden lässt, sind die Positionen in Deutschland gefühlt zementiert. Studien über die Aufwärtsmobilität im Bildungssystem zeigen wiederum, dass an diesen Gefühlen viel dran ist, denn eine Schlussfolgerung aus Pisa ist, dass so genannte Bildungsarmut sich vererbt und auch nachfolgende Generationen eher auf der Stelle treten oder absteigen statt ihre Chancen zu verbessern. Ein Teufelskreis, aus dem es allerdings Auswege gibt - sei es durch eine bessere Bildungspolitik, aber auch durch individuelle Anstrengungen, die dem allgemeinen Pessimismus ein Schnippchen schlagen.
"In Deutschland stimmt die Balance nicht mehr", FAS 9.3.2008
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