Soziale Netzwerke haben nicht nur unsere Kommunikation, sondern auch unser Selbstverständnis und unseren Bezug zur Welt radikal verändert. In einem interessanten Beitrag wirft die Süddeutsche einen Blick darauf, welche Wirkungen die ewigen Online-Status-Updates auf uns haben - und was in vielen Menschen vorgeht, wenn in ihren virtuellen Bekanntenkreisen plötzlich Stille herrscht. Die Möglichkeit, via Facebook, Twitter, Whatsapp und Co. permanent mitzubekommen, was die lieben Freunde gerade tun, hat in den letzten Jahren den Drang verstärkt, immer öfter aufs Smartphone-Display zu schielen, um auch ja nichts zu verpassen. So weit, so nachvollziehbar. Die damit verbundene latente Sorge, dass wichtige Ereignisse an einem vorbeiziehen könnten, scheint jedoch inzwischen eine weitere Stufe zu erreichen. So berichtet der SZ-Beitrag von einem neueren Phänomen - der sich einstellenden Angst des Verpassens, die auftritt, wenn die eigenen Kontakte plötzlich nichts mehr posten. In den Köpfen vieler User stellt sich dann nämlich die Frage, ob nicht gerade etwas besonders Spannendes passiert, etwas, dass die Freunde für sich behalten und nicht teilen. Stell' dir vor, alle sind auf einer coolen Party, und du weißt nichts davon ... Man kann Gedanken wie diese als infantil abtun, doch zeigen solche Reaktionen, wie sehr wir unser Leben bereits virtualisiert haben - und darüber bisweilen vergessen, es einfach mal selbst zu leben. Vielleicht erwächst hier ja irgendwann ein neuer Gegentrend - der Erfahrung im Realen den Vorzug zu geben vor dem pflichtgemäßen Protokoll für die lieben Bekannten, die online lauern. Wie verführerisch könnte es doch sein, mal etwas zu erleben, und es später einfach Face-to-Face zu teilen - lustige Geschichten zu erzählen, miteinander zu plaudern, real beisammen zu sein ...
Neidisch auf nichts, jetzt.de 24.7.14
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