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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Wie existenziell kann es werden, Führungskraft zu sein?

Im Management scheint die Sehnsucht nach Vorbildern sehr ausgeprägt zu sein. Wann immer Menschen unter außergewöhnlichen Umständen hervortreten und etwas besonderes bewirken oder auf ungeahnte Weise Stärke zeigen, folgen ihnen auf dem Fuß die Berater und Coaches, die daraus Handlungsmaximen für Führungskräfte ableiten. So wundert es kaum, dass nun auch Wolodymyr Selenskyj, dem Präsidenten der Ukraine, diese Ehre zuteil wird. In diversen sozialen Netzwerken wird er für seinen Mut und sein Charisma gefeiert und man analysiert ihn als Musterbeispiel, an dem Manager sich einiges abschauen könnten. Die Wirtschaftswoche hält das für groben Unfug, denn die existenzielle Kriegsbedrohung, der Selenskyj sich stellt, habe mit dem Leben von Führungskräften wenig gemein. "Ein Manager wird wohl nie in eine solche Situation kommen. Sicherlich, eine unternehmerische Krise oder gar die Geschäftsaufgabe trifft auch Manager, die an der Spitze großer Konzerne unter besonderer Beobachtung stehen. Doch um ihr Leben müssen sie nicht bangen", schreibt die WiWo in einem Artikel. Mir kommt in diesem Kontext eine ganz andere Frage, nämlich die danach, wie existenziell Führungskräfte ihre Aufgaben vielleicht betrachten sollten, selbst wenn es nicht um die Dimensionen eines Krieges geht. Denn ist es nicht gerade die vielfache Ausblendung der existenziellen Dimension, die oft genug zu den Kollateralschäden des Business führt, über die, als Externalitäten wegretouchiert, gerne der Mantel des Schweigens gehüllt wird. Wie würden beispielsweise Manager von Energiekonzernen handeln, deren Geschäftspraktiken oft ganze Landstriche veröden und die Lebensgrundlagen einheimischer Bevölkerungen vernichten, wenn sie diese existenziellen Folgen stets vor Augen hätten? Wie die Führungskräfte bei Limonadeherstellern, wenn sie stets im Blick hätten, dass ihre Produkte und erst recht deren Bewerbung Menschen verführen, bei Überkonsum krank machen und nicht wenige dadurch vorzeitig ihr Leben verlieren. Der Vergleich mit Wolodymyr Selenskyj mag hinken und sogar einen zynischen Beigeschmack haben. Doch eines können wir von ihm mit Sicherheit lernen, nämlich zu welcher Seelenstärke wir im Angesicht des Existenziellen vielleicht fähig sind.
Psychologe: „Große Krisen sind Booster für das Charisma“, Wirtschaftswoche 3.3.2022

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