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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Überzogene Erwartungen an den Job?

Die Wirtschaftswoche widmet der Frage, ob wir in der heutigen Zeit nicht viel zu viel von unserer Erwerbsarbeit erwarten, einen interessanten Artikel. So kontrastiert der Beitrag die wachsende Zahl arbeitsbedingter psychischer Leiden mit dem steigenden Wunsch der Erwerbstätigen, ihr Job möge der Selbstverwirklichung dienen, Sinn Stiften oder gar glücklich machen. "Die emotional entwurzelten, von den traditionellen Sinnangeboten der Religion oder des Nationalstolzes entkoppelten Menschen suchen in Ermangelung von Alternativen die Selbstverwirklichung, das Glück, allein in der Erwerbsarbeit. Oder zumindest Spaß! Was für eine Katastrophe ist es für Menschen, die solcherart alles auf eine Karte setzen, wenn die nicht sticht! Wenn die Arbeit nicht das Selbst verwirklicht, kein Glück bringt. Nicht mal Spaß", urteilt der Autor über das Dilemma, in das sich viele Arbeitnehmer auf diese Weise hineinnavigieren. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die der Artikel anführt, illustrieren eindrücklich, dass inzwischen eine Vielzahl von Randbedingungen in der Arbeitswelt es schwierig macht oder gar verhindert, dass diese hochgesteckten Ziele sich verwirklichen lassen. So sei eine grundlegende Zufriedenheit mit der Arbeit am ehesten zu erreichen, wenn Menschen über zwei bis drei Jahre gleiche oder ähnliche Tätigkeiten ausführen können, denn mit ein wenig Routine habe man das Gefühl, die Dinge auch gut machen zu können. Permanenter Change und die vielfach von Unternehmen geforderte Flexibilität hingegen halten die Arbeitenden in einem permanenten Zustand der "Einarbeitung und Unsicherheit". Auch Beschleunigung ist ein Thema, denn durch die stetige Verdichtung von Arbeitsprozessen entfallen die früher üblichen kleinen Pausen wie das Schwätzchen auf dem Flur oder die Rauchpause. Wer rund um die Uhr durchgetaktet sei, stehe schlicht unter Strom, was den Spaßfaktor bei der Arbeit erheblich reduzieren dürfte. Unter dem Strich kommt der Artikel zu dem Schluss, dass ein Einstellungswechsel uns vielleicht gut täte - von der Arbeit kein Glück und keinen Sinn mehr zu erwarten, sondern sie pragmatisch als reinen Broterwerb zu sehen. Wenn der dann trotzdem Spaß mache, umso besser.
Das verhängnisvolle Glücksversprechen der Arbeit, WiWo 17.6.14

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