In einem interessanten Dialog zwischen einem Berater, der 30 Jahre bei McKinsey tätig war, und einem Aussteiger, der nach fünf Jahren das Handtuch war, bestätigen die beiden Gesprächspartner die gängigen Klischees über Unternehmensberatungen. Ständig an der Grenze zur Selbstüberforderung, das soziale Leben ad acta gelegt und immer schön eingepeitscht auf den elitären Corporate Spirit: "Am Anfang glaubt man die Dinge, die einem da erzählt werden. Nach einiger Zeit ist einem gar nicht mehr bewusst, wie sehr man in diesem Sog drin ist. Bis man merkt, dass das alles schon ziemlich märchenhaft ist. Dann fällt das ganze künstliche Wertegerüst in sich zusammen. Und man merkt: Das ist alles nur Gehirnwäsche." Der Aussteiger wirft hin, als er sich "verfeuert" fühlt, erkennt aber auch, dass er selbst das Spiel mit in Gang gehalten hat. Diese Innenansichten sind sicherlich neu. Was sie so erschreckend macht: Jeder weiß, wie die großen Unternehmensberatungen arbeiten und dass deren Mitarbeiter eigentlich kaum noch einen Bezug zur wirklichen Realität haben. Aber dennoch werden sie immer wieder gebucht, um die Entwicklung von Unternehmen voranzutreiben. Fragt sich nur: Entwicklung wohin?
Traum oder Albtraum? Zeit online 1.4.12
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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