Der Sozialethiker und Jesuit Friedhelm Hengsbach nimmt in einem kritischen Beitrag für die Sächsische Zeitung den Finanzkapitalismus und seine Auswirkungen auf Mensch und Arbeit unter die Lupe. Hengsbach diagnostiziert, dass die menschliche Arbeit durch den Finanzkapitalismus entwertet und entwürdigt werde: "Der historische Kompromiss zwischen Arbeit und Kapital wurde aufgekündigt. ... Die Unternehmen sind eine Kapitalanlage in den Händen der Aktionäre. Folglich bedienen die Manager ausschließlich die Interessen der Aktionäre. Die Interessen der Belegschaft, der abhängig Beschäftigten, der Kunden, der öffentlichen Hand und das Interesse an der Erhaltung der natürlichen Umwelt spielen keine oder nur eine nachrangige Rolle." Der Sozialethiker kritisiert nicht zuletzt, dass der Staat sich zunehmend von den Finanz-Eliten als Geisel nehmen lasse und sich dem Druck bürgerlicher Eliten beuge, die auf einen Umbau der solidarischen Sicherungssysteme drängten. Hengsbach mahnt, die Frage nach dem Warum und Wozu der Wirtschaft neu zu stellen und verweist darauf, dass zahlreiche vitale Bedürfnisse der Menschen gegenwärtig nicht befriedigt seien. So fordert der Jesuit verbindliche Regeln, die eine höhere Wertschöpfung und mehr Erwerbsarbeit gewährleisten. Er nimmt die Perspektive eines "gelingenden Lebens" und des gesellschaftlichen Zusammenhalts ins Visier und fordert einen wirtschaftsdemokratischen Aufbruch.
Der Finanzkapitalismus entwertet die menschliche Arbeit, Sächsische Zeitung 29.1.2010
© Dr. Nadja Rosmann 2024
Impressum / Datenschutz
Weitere Beiträge im Blog
- Klima-Angst und möglicher Job-Verlust
- Wohlstand lässt Jugendliche unglücklicher sein
- Stress ist Gift für Unternehmen
- Führungskräfte sind ein wesentlicher Bindungsfaktor
- Warum Nein-sagen manchen so schwer fällt
- Ein Loblied auf die Vier-Tage-Woche
- Arbeiten bis zum Umfallen war gestern
- Braucht es Goodies, um die Rückkehr ins Büro schmackhaft zu machen?
- Im Job wird von Frauen mehr erwartet
- Ist das Glück näher, als wir denken?
- Schlaf lässt sich weder erzwingen noch herbeimessen
- Power im Job fängt beim Essen an
- Schöne Alltagsmomente machen das Leben bedeutungsvoll
- Fast alle wollen einen ordentlichen Feierabend
- Viele wollen weniger arbeiten