Belastet bis ins Gehirn
Psychische Extremerfahrungen scheinen über die Phase der akuten Belastung hinaus die Fähigkeiten des Gehirns zu beeinträchtigen, das legt zumindest eine Studie der Uniklinik München nahe. Die Studie mit gut 260 Probandinnen untersuchte das Auftreten von Problemen im Hinblick auf Konzentration, Gedächtnis und Orientierung. Von den Versuchspersonen hatten etwa zwei Drittel aufgrund ihrer Diagnose eine Krebstherapie erhalten, während die restlichen Studienteilnehmerinnen (der Kontext war Brustkrebs) ein negatives Screening hatten und keine Chemotherapie bekamen. Bisher waren Beeinträchtigen der Hirnfunktion den aggressiven Wirkungen der Chemotherapie zugeschrieben worden. Die Studie indes zeigte, dass die Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, das Auftreten von Desorientierung und Gedächtnisprobleme nur bei den Krebs-Patientinnen auftraten, die durch die Diagnose eine Belastungsstörung entwickelt hatten. Die traumatische Erfahrung scheint also ursächlich zu sein. Es könnte interessant sind, diese Perspektive weiter zu vertiefen und einmal zu erforschen, ab welcher Belastungsintensität das Gehirn beginnt, Funktionalität einzubüßen, denn es gibt genügend Berufe, in denen besondere Belastungen zum Alltag gehören, die nicht gleich zu einer diagnostizierten Belastungsstörung führen, aber womöglich stärker die geistige Gesundheit beeinträchtigen, als bisher bekannt ist.
'Chemobrain" kommt nicht durch Chemotherapie, spektrum.de 4.5.17