Wenngleich die Arbeitslosenstatistik gegenwärtig recht gut aussieht, bleibt das Thema Langzeitarbeitslosigkeit nach wie vor virulent. Der Sozialpädagoge Dirk Kratz hat für seine Dissertation Langzeitarbeitslose befragt und erkundet, ob und in welcher Form die zuständigen Ämter sie unterstützen. Seine Einschätzung ist ernüchternd: Er kritisiert, dass Arbeitslose bisweilen wie Kinder behandelt würden, die Behörden eine recht funktionale Perspektive und die Ratsuchenden anwendeten und vielfach gar nicht versucht werde, an die bisherige Erwerbsbiographie der Betroffenen anzuknüpfen. "Das Problem liegt im Konzept, das dahinter steckt – oder, wenn man so will, in der Weltsicht der Ämter und der Arbeitsmarktpolitik. In den Jobcentern und Arbeitsagenturen arbeitet man mit einem ziemlich technischen Modell. Dessen Logik besagt, etwas verkürzt: Wenn jemand keine Arbeit findet, dann liegt das daran, dass ihm bestimmte Fähigkeiten fehlen …", so Kratz. Mit seiner Arbeit sensibilisiert der Pädagoge dafür, dass es nicht reiche, Menschen einfach in Jobs, die gerade verfügbar sind, zu qualifizieren - und beispielsweise durch die vergleichsweise kurze Weiterbildung Sicherheitskräfte heranzuziehen, die dann doch nur wieder prekär beschäftigt sind. Kratz plädiert dafür, in der Arbeitsvermittlung und besonders der Qualifizierung viel stärker an individuelle Biographien anzuknüpfen und die Fähigkeiten, die Arbeitslose mitbringen, stärker zu würdigen und auszubauen.
"Die Jobcenter richten großen Schaden an", Zeit online 24.2.14
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