Große Trends kommen meist schleichend. Sie kündigen sich Tag für Tag, doch keiner will sie sehen. Und irgendwann überrollen sie uns dann doch. So ähnlich verhält es sich mit der "Kreativen Klasse", die der amerikanische Wissenschaftler Richard Florida bereits seit einigen Jahren aufmerksam beobachtet und dokumentiert. Seine These: Die Zukunft der Wirtschaft gehörten den kreativen Industrien und ihren Akteuren. Schon heute sind nur noch knapp 20 Prozent der deutschen Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe oder Handwerk tätig, während sich die Umsätze der Kreativindustrien, darunter nicht nur der klassische Kulturbetrieb, sondern auch die Computerspiele-Branche, die Wissenschaft und technologiegetriebene Industrien, auf 117 Milliarden Euro jährlich summierten. Die neue Leitwährung der Kreativen Klasse: Toleranz, Kultur, Bildung und Forschung. Ohne diese Assets wird manch' heutige Metropole in ein paar Jahren zum Suburbia der kreativitätslosen Einfaltspinsel absteigen. Ein Trost für Deutschland, das im Rennen um die Trends ja immer ein bisschen langsamer ist: Im Ranking der talentträchtigsten Metropolen erscheint die erste deutsche Großstadt immerhin auf Rang 19 von 116. Kurioserweise handelt es sich dabei um die Bankenmetropole Frankfurt am Main, die ihre Position Dank dem überdurchschnittlichen Akademikerzuzug (Schwerpunkt Finanzdienstleistungen) verdankt. So viel also zur Kreativität.
"Es werde Licht!", FTD 28.5.2007
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