Kulturentwicklung wichtiger als Leitbilder
Martin Gössler, Geschäftsführer des Wiener Beratungsunternehmens Vielfarben, räumt auf mit dem oft nicht zielführenden Gebrauch von Leitbildern in Unternehmen. In einem Beitrag für das Weiterbildungsmagazin ManagerSeminare verdeutlicht er, dass man die Identität eines Unternehmens nicht entwerfen kann, sondern sie prozesshaft entwickeln müsse. "Kulturentwicklung - als Reflexion und Weiterentwicklung der ungeschriebenen Spielregeln und Grundannahmen - wird eng mit dem aktuellen Geschäft verzahnt. Kulturentwicklung kann dezentral geschehen, auf verschiedenen Ebenen und zu verschiedenen Themen. Das jährliche Strategiemeeting beinhaltet eine kritische Reflexion der Grundannahmen über Markt- und Wettbewerbsdynamik ebenso wie eine offene Diskussion über die Arbeitskultur im Managementteam", so Gösslers Forderung. Von Leitbildern rät der Experte ab, da diese eher Informationen darüber vermittelten, was noch nicht sei und damit eher Unzufriedenheit erzeugten. Werte und Umsetzungsmaßnahmen zu entwickeln, funktioniere in der Praxis ebenfalls kaum, da dies der Eigendynamik vieler Organisationen widerspreche. Auch sei es wenig erstrebenswert, eine einheitliche Unternehmenskultur zu propagieren, denn: "Unternehmen mit einer hohen Kulturdiversität haben ein höheres Innovationspotenzial, können sich besser an verschiedene Umwelten andocken und sind attraktiver für Mitarbeiter."
"Leitbilder verschwinden oft zu Recht in der Schublade", ManagerSeminare, April 2009