Die Burnout-Zahlen explodieren. Gleichzeitig ziehen sich immer mehr Berufstätige auf Dienst nach Vorschrift zurück, um sich zu verschleißen. Doch gibt es auch so etwas wie einen gesunden Mittelweg? Robert Kelley, Professor an der Tepper School of Business der Carnegie Mellon Universität, findet: Ja. Genügsamkeit heißt für ihn das Zauberwort, dass weder dem Selbstverschleiß huldigt noch dem Rückzug in die Untätigkeit. "In den vergangenen drei Jahren haben sich viele Leute gefragt: ‚Was ist genug für mich?'", so Kelley im Business Insider. "Menschen wollen sich nicht auf Kosten ihres Lebens zu sehr auf ihre Jobs konzentrieren – sie wollen nicht nachts und an Wochenenden arbeiten oder die Zeit mit ihren Kindern, Hobbys oder der Kirche opfern. Sie wollen eine bewusste Entscheidung treffen." Insbesondere die Erfahrungen der Pandemie hätten zu einem Umdenken geführt, weil Menschen stärker als früher erfahren haben, was ihnen wirklich wesentlich ist. Und das ist eben in vielen Fällen weder Besitz noch Konsum, sondern Lebensqualität. "Nur sehr wenige Menschen tanken bei ihrer Arbeit neue Energie", so Kelley. "Deshalb versuchen sie, bewusster damit umzugehen, wie viel Zeit und Energie sie für ihre Arbeit aufwenden, damit ihnen mehr Zeit für Freunde und Familie und für sich selbst bleibt." Dienst nach Vorschrift hört sich leicht nach Verweigerung an. Aber was spricht dagegen, wirklich das zu liefern, wozu man sich vertraglich verpflichtet hat? Über die Jahre hat ein "immer mehr" schlicht dazu geführt, dass Beschäftigte zunehmend zu Getriebenen wurden. Und das versuchen sie anscheinend gerade wieder zu verändern. Genügsamkeit ist nicht nur eine private Einstellung. Auch, was das Arbeiten angeht, ist es vielleicht irgendwann genug.
Es gibt einen Mittelweg zwischen Burnout und „Quiet quitting“: Genügsamkeit, Business Insider 31.1.2023
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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