Die jüngsten Zahlen über stark angestiegene Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben in den Medien zu einer neuen Diskussion über das Thema Stress geführt. In einem Interview mit dem Wissenschaftler Bernhard Allmann geht die SZ der Frage nach, woher die wichtigsten Stressquellen kommen und wie man ihnen am besten konstruktiv begegnet. Allmann weist darauf hin, dass persönliche Erwartungen an die Arbeit und die Herausforderungen, die diese an den Einzelnen stellt, in einem engen Wechselverhältnis stehen: "Arbeit dient nicht nur als Einkommensquelle, sondern beeinflusst auch das Selbstwertgefühl und ist damit in unserer Gesellschaft eine wichtige Quelle für Zufriedenheit. Der Beruf kann der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit sowie dem Wunsch nach Anerkennung und Achtung dienen. Außerdem vermittelt die Tätigkeit soziale Kontakte.Doch genau wie im Privatleben existieren auch im Arbeitsleben alltägliche Situationen, die die Menschen körperlich und geistig fordern. Was der eine aber als Herausforderung empfindet, kann für für den anderen wie eine Bedrohung wirken." Eine hohe Verantwortung sowie Zeit- und Leistungsdruck seien vor allem in Gesundheits-, Sozial- und Dienstleistungsberufen häufig stressauslösend. Andererseits könne die Freude an der Arbeit diese Randbedingungen auch kompensieren. Doch branchenübergreifend zeige sich, dass vor allem die allgemeine Angst vor Arbeitslosigkeit viele Menschen in Stress versetze. Auch Menschen, die in niedrigen Positionen arbeiten und häufig nur geringe Handlungsspielräume haben, könnten sich durch diese Begrenzung gestresst fühlen - allerdings am ehesten dann, wenn sie selbst nicht sicher sind, ob sie den Aufgaben gewachsen sind. Allmann weist darauf hin, dass es keine typischen Stressoren gibt, die bei allen Menschen gleich wirken, weshalb es notwendig sei, die eigenen Belastungsgrenzen zu erkennen und sich daran zu orientieren.
Woher der Stress am Arbeitsplatz kommt, SZ 1.5.12
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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