Als vor einem halben Jahr Textilarbeiter in Bangladesch in den Streik traten, wurde - kurz - offensichtlich, wie extrem die Arbeitsbedingungen im ärmsten Land der Welt sind. Die für ihre Rechte Streitenden setzten schließlich eine Erhöhung des monatlichen Mindestlohns von 17 auf 30 Euro durch - wobei die Gewerkschaften ursprünglich 50 Euro gefordert hatten. Wie die taz nun berichtet, läge ein die Existenz sichernder Lohn jedoch bei 100 Euro. Die Arbeitgeber, die eigentlich ab 1. November die 30 Euro monatlich zahlen müssten, versuchen derweil, die Erhöhung zu schieben. Experten gehen davon aus, dass es bis zur Durchsetzung des Anspruchs wohl ein Jahr dauern werde. Indes steigen die Preise weiter. So weisen die Gewerkschaften darauf hin, dass für manche Produkte der Preis in den letzten vier Jahren auf das Doppelte gestiegen sei. Bangladesch ist weit weg, und deshalb interessiert es uns meist wenig, unter welchen Bedingungen die Menschen dort Waren für uns herstellen. Und wir selbst gehen hierzulande mit der Mindestlohn-Thematik ähnlich um. Anstatt endlich auch im Niedriglohnbereich zumindest für Einkommen zu sorgen, die wenigstens ein halbwegs anständiges Leben ermöglichen, wird vielerorts gefordert, die Bezüge für Hartz IV weiter zu reduzieren, um mehr Anreiz zur Aufnahme einer Arbeit zu schaffen - die dann so schlecht bezahlt ist, dass man nicht davon leben kann.
Der Schmutz, den man nicht sieht, taz 10.11.10
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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