Sie werden gerne beschworen und gewinnen im Business immer mehr an Bedeutung - die Rede ist von den so genannten Soft Skills, von den sozialen Kompetenzen von Mitarbeitern und damit einhergehend von einem Perspektivwechsel, der der menschlichen Seite im Arbeitsleben mehr Geltung verschaffen soll. Doch es gibt auch eine Kehrseite, die vielleicht mitbedacht werden sollte. So geht eine Kolumne auf jetzt.de der Frage nach, ob der Fokus auf Soft Skills nicht vielleicht auch das Arbeitsleben härter macht. "Es ist nicht neu, dass es plötzlich nicht mehr nur wichtig erscheint, was wir können und gelernt haben, sondern dass auch zählt, wer und wie wir sind. ... Klar, man könnte naiverweise erst einmal davon ausgehen, dass die Arbeitswelt dadurch menschlicher wird, persönlicher, wärmer und freundlicher. Aber der Ruf nach Soft Skills bedeutet, dass die Ansprüche steigen, dass uns noch mehr abverlangt wird im Job", meint Bernd Kramer. Der Autor sensibilisiert für die Kehrseite der Medaille, die er wie folgt beschreibt: "Der Widerspruch hat Methode: Wenn die Anforderungen der Arbeitswelt einander ausschließen, heißt das auch, dass man sie nie ganz wird erfüllen können. Sobald man irgendwo in seinem Qualifikationsprofil ein Häkchen setzen kann, tut sich an anderer Stelle fast auto-matisch eine Lücke auf. Was bleibt, ist ein ständiges Gefühl des Nichtgenügens. Obwohl man in Wirklichkeit natürlich sämtliche wichtigen Voraussetzungen für seinen Job erfüllt. Denn mal ehrlich: Letztlich geht es bei der Arbeit doch nur darum, dass der ganze Kram erledigt wird. Das Perfide ist, dass das Gefühl des Ungenügens nicht im Job hängen bleibt. Es begleitet uns wie die Dienstmails, die wir auch nach Feierabend noch beantworten." Zwar bewusst polarisierend, aber im Kern bedenkenswert, wird hier die Frage aufgeworfen, ob das, was menschenfreundlich gemeint ist (und sicherlich auch Berechtigung hat), nicht durch die Hintertür zu einer anderen Form der Härte führt, denn Situationen des Drucks, die im konventionellen Denken eher als Folge äußerer Umstände entstehen, werden nun auch nach innen verlagert. Und wenn jeder für die softe Seite im Job selbst verantwortlich ist, wirft das natürlich auch die Frage auf, ob dann nicht die individuelle Kompensation äußerer Unzumutbarkeiten der nächste Schritt ist.
Hard Skills, please, jetzt.de 11.11.12
© Dr. Nadja Rosmann 2024
Impressum / Datenschutz
Weitere Beiträge im Blog
- Klima-Angst und möglicher Job-Verlust
- Wohlstand lässt Jugendliche unglücklicher sein
- Stress ist Gift für Unternehmen
- Führungskräfte sind ein wesentlicher Bindungsfaktor
- Warum Nein-sagen manchen so schwer fällt
- Ein Loblied auf die Vier-Tage-Woche
- Arbeiten bis zum Umfallen war gestern
- Braucht es Goodies, um die Rückkehr ins Büro schmackhaft zu machen?
- Im Job wird von Frauen mehr erwartet
- Ist das Glück näher, als wir denken?
- Schlaf lässt sich weder erzwingen noch herbeimessen
- Power im Job fängt beim Essen an
- Schöne Alltagsmomente machen das Leben bedeutungsvoll
- Fast alle wollen einen ordentlichen Feierabend
- Viele wollen weniger arbeiten